Nordhorn liegt ganz im südwestlichen Teil Niedersachsens und grenzt direkt an unser
Nachbarland Holland. So kommt es nicht von ungefähr, dass hier grenzübergreifende
Kontakte auch im Sport zur Normalität gehören. Gleich vier Holländer leisten ihren
Dienst beim deutschen Zweitligisten und bringen so ganz nebenbei die Erfahrung von
über 150 internationalen Einsätzen für ihr Land gleich mit. Natürlich sind das auch
spieltragende Kräfte, denn mit den Rückraumspielern Patrick Miedema und Ricky
Verjans bekommen es die Wölfe bei diesem mittelweile neunten Aufeinandertreffen
mit den Niedersachsen gleich mit zwei Schwergewichten im Zweitligahandball zu tun.
Die beiden waren es auch, die vor etwas mehr als vier Monaten in der Kreisstadt an
der Vechte über 40% aller Treffer beim Heimsieg ihres Teams gegen die Wölfe
markierten.
Doch Trainer Heiner Bültmann braucht keineswegs nur auf die beiden erfahrenen
Rückraum-Asse zu setzen, denn mittlerweile verfügt er über einen breiten Kader, mit
dem er in der Lage ist, nahezu jede Position ohne Qualitätsverlust doppelt zu besetzen.
Das war schon in der Vergangenheit eine ganz entscheidende Stärke der
Niedersachsen, scheint aber sich in dieser Saison ganz besonders auszuzahlen, denn
die Mannen um Spielmacher Alexander Terwolbeck haben sich gleich an die
Aufstiegsplätze herangemacht und gehören schon jetzt eindeutig mit zum erweiterten
Favoritenkreis. Dazu verfügt das Team mit seinen pfeilschnellen Außenspielern über
ein ausgesprochen effektives Umschaltspiel, mit dem auch kleine Fehler im Angriff
ziemlich kompromisslos bestraft werden. Gerade Lasse Seidel auf der
Linksaußenposition hatte bei den Wölfen mit seinen zahlreichen Konterläufen bei ihrer
Niederlage im letzten Aufeinandertreffen für einen nachhaltigen Eindruck gesorgt, als
er neun Feldtore und zwei Siebenmetern einnetzte. Und das bei 13 Versuchen.
Kompromissloser ging das damals nicht.
Als wäre das nicht schon genug, erwartet die Wölfe dazu noch eine sehr kompakt und
beweglich agierende Abwehr, die in den ersten vier Spielen dieser Saison einen Schnitt
von weniger als 24 Toren hinnehmen musste. Es wird ein hartes Stück Arbeit werden,
diese zu knacken, denn dahinter hütet jener Keeper das Nordhorner Tor, der sich seit
Jahren ein ausgesprochen enges Duell mit Max Brustmann um die Krone des besten
Torhüters der Liga liefert. In der letzten Saison hatte Björn Buhrmester die Nase leicht
vorn.
Wölfe-Trainer Matthias Obinger hat also einen gehörigen Respekt vor den Gästen, aber
keineswegs Angst, denn dazu haben die Wölfe zu oft auf Augenhöhe mit den
Niedersachsen mithalten können. Zwar ist die Gesamtbilanz gegen die Gäste mit 6:10
Punkten negativ, und dies betrifft auch die Heimspielbilanz, aber beim letzten
Aufeinandertreffen in der sOliver-Arena vor einem Jahr konnte das Publikum beim
22:22 einen an Spannung nicht zu überbietenden Abend miterleben. Ein wenig
Rückenwind haben seine Mannen natürlich auch durch den Erfolg in Eisenach
aufnehmen können, allerdings haben ihrerseits die Nordhorner beim 28:25- Erfolg in
der Lutherstadt bewiesen, dass sie sich zweifellos zu einem Spitzenteam entwickelt
haben.
Will man also unbedingt einen Favoriten für diese Auseinandersetzung ausmachen,
wird man wohl nicht umhin können, den in dieser Saison bärenstark gestarteten
Niedersachsen leichte Vorteile zuzuschreiben. Das ist aus den bisherigen
ausgesprochen souveränen Auftritten abzuleiten und sicher nicht übertrieben. Und
vermutlich steckt den Wölfen auch noch ein wenig die jüngste Heimniederlage gegen
eine Mannschaft aus dem erweiterten Favoritenkreis, den ASV Hamm-Westfalen, in
den Knochen. Es wird also nicht einfach gegen die Niedersachsen.