Rund zwei Drittel der Belegschaft am Kaufland-Logistikstandort Donnersdorf im Landkreis Schweinfurt könnten ihre Arbeitsplätze verlieren. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi plant das Unternehmen, bis zu 350 der rund 550 tariflich bezahlten Stellen mit Werkarbeitern neu zu besetzen.
Am Mittwochmorgen teilte der Geschäftsführer vom Lagerstandort, Herr Robert Eckard dem Betriebsrat und ver.di mit, dass er Werksunternehmen ab dem 1. Juli 2025 einsetzen möchte. Der angegebenen Zahl von 350 Beschäftigte, die dadurch ihren tariflich abgesicherten Arbeitsplatz durch Kündigung von Kaufland verlieren werden, wurde von der Arbeitgeberseite nicht widersprochen.
„Insbesondere im Non-Food-Geschäft hat die Komplexität aufgrund volatiler Lieferketten, Fachkräftemangel und wechselnder Artikelanzahl enorm zugenommen. Um unter diesen Rahmenbedingungen leistungsfähig zu bleiben, müssen wir uns am Standort in Donnersdorf verändern, um noch agiler und flexibler arbeiten zu können. […] Die Werkunternehmen haben mehr Möglichkeiten, personell flexibel und schnell zu reagieren und sich auf kurzfristig ändernde Anforderungen in der Aktionswarenlogistik einzustellen.“, so Kaufland auf unsere Nachfrage.
Dabei lege Kaufland nach eigenen Angaben Wert darauf, dass diese Unternehmen die gesetzlich festgelegten sozialen Mindeststandards sowie die geltenden Sozial- und Umweltgesetze einhalten. 2012 stand der Standort im Fokus, als Ermittlungen illegale Scheinwerkverträge aufdeckten. Damals musste Kaufland ein Bußgeld von neun Millionen Euro zahlen und die betroffenen Mitarbeitenden der Werkunternehmen übernehmen.
Da der Gesetzgeber umfassende Unterrichtungspflichten aufgrund des Betriebsverfassungsgesetzes gegenüber dem Betriebsrat vorschreibt, hat der Betriebsrat nunmehr einen Gutachter beauftragt. Am kommenden Sonntag wird Ministerpräsident Markus Söder in Grettstadt beim CSU-Neujahrsempfang erwartet. Dort will die Gewerkschaft ver.di mit einer Delegation von Kaufland Beschäftigten ihre Forderung bekräftigen, dass es nicht zu einer Massenentlassung kommt. Am Freitag ist vom Betriebsrat außerdem eine Betriebsversammlung geplant, um die Mitarbeitenden umfassend zu informieren. Da die Verhandlungen und Gespräche mit dem Betriebsrat erst beginnen, könne Kaufland momentan noch keine detaillierten Angaben zur Ausgestaltung der sozialverträglichen Lösungen machen.
Gegenüber der Main-Post hatte Bürgermeister Klaus Schenk geäußert, dass er die Entscheidung aus Sicht der Arbeitnehmenden nicht nachvollziehen könne, andererseits aus Sicht des Unternehmens und aus wirtschaftlichen Gründen zumindest ebenso verstehe. Und er wirft ver.di eine gewisse Mitschuld zu, dabei verweist er auf die Streikaktionen im bayerischen Groß- und Außenhandel die mehr als ein Jahr andauerten und im Juni 2024 beendet wurden. Die irritierende Aussage des Donnersdorfer Bürgermeisters, dass die Beschäftigten aufgrund von Arbeitskampfmaßnamen mit verantwortlich für die Entscheidung von Kaufland sind, weist ver.di eindeutig zurück. Hier hätten Menschen, ihr Recht nach unserer Verfassung, dem Art. 9 des Grundgesetzes wahrgenommen. Wie man sich als Bürgermeister, dem offensichtlich die Hintergründe der letzten Tarifrunde nicht geläufig seien, gegen die Rechte der Arbeitnehmer aussprechen könne, sei ver.di unerklärlich.