Das 9-Euro-Ticket ist erstmal Geschichte – die Diskussionen um ein Nachfolgemodell gehen weiter. Während das Klimanetzwerk der SPD das Ende des günstigen Fahrkartenangebots als „Skandal“ betitelt, hat sich eine Solidaritätsgemeinschaft gebildet, die das 9-Euro-Ticket auf ihre eigene Art und Weise weiterführt.
Der Verkauf und Geltungszeitraum des deutschlandweiten 9-Euro-Tickets ist am 31. August ausgelaufen. Ab sofort müssen Nutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln wieder die üblichen Fahrkarten kaufen, deren Preise gebietsweise erst kürzlich noch einmal erhöht wurden. Der Aufschrei nach einem Nachfolgemodell zum 9-Euro-Ticket ist daher groß.
SPD.Klima.Gerecht, das Klimanetzwerk innerhalb der SPD, fordert schnellstmöglich eine Verlängerung des Angebots: „Im Sommer 2022 konnten sich viele Menschen, darunter Familien, Geringverdiener:innen, Rentner:innen und Studierende, das erste Mal ein paar Urlaubstage leisten. Das 9-Euro-Ticket hat in Freizeit, Beruf und Privatleben für maßgebliche Entlastungen gesorgt“, erklärt das Netzwerk in einer Pressemitteilung. Familien und Geringverdienende sollen jetzt nicht alleingelassen werden, daher brauche es eine schnelle Lösung, spätestens ab Oktober.
Die SPD hatte bereits vor einiger Zeit ein 49-Euro-Ticket in den Raum geworfen. Dieses scheiterte jedoch bislang an der Finanzierungsfrage und damit am Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP).
Am 31. August dann der überraschende Kurswechsel. Christian Lindner verkündet über seinen Twitter-Account: „Volker Wissing hat mich überzeugt: Er kann mit einem Bruchteil der Finanzmittel des 9EuroTickets ein bundesweit nutzbares, digital buchbares Ticket realisieren. Jetzt sind die Länder dran.“
Der Finanzminister hat also grünes Licht für ein Nachfolgemodell gegeben – Finanzmittel hat er jedoch nicht zugesagt, ein Einführungsdatum steht auch noch nicht fest.
Eine Gemeinschaft, die das Ende des 9-Euro-Tickets nicht hinnehmen möchte, hat nun ein eigenes Projekt gestartet: der 9-Euro-Fonds.
Das steckt dahinter: Ab September kann hier jedes Mitglied weiterhin 9 Euro pro Monat zahlen – nicht aber an die Verkehrsunternehmen, sondern in einen Fonds, der zur kollektiven Ticketsicherung für alle wird, die bei der Aktion mitmachen. Wird ein Mitglied bei einer Kontrolle in Bus oder Bahn ohne gültigen Fahrschein erwischt, wird das Bußgeld aus dem 9-Euro-Fonds erstattet. So soll jedem mit geringem Einkommen weiterhin die Nutzung von Bus und Bahn ermöglicht werden. Bereits am ersten Aktionstag am 1. September wurden 4000 Euro in den 9-Euro-Fonds eingezahlt.
Die Aktionsgemeinschaft will auf diesem Weg Druck auf die Politik ausüben, um eine Wiedereinführung des 9-Euro-Tickets zu erreichen. Sie fordert außerdem den Ausbau des ÖPNV, faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen, die Einstellung von mehr Personal und die Umverteilung von Geld zugunsten des ÖPNV-Ausbaus.