Di., 19.11.2024 , 17:19 Uhr

Deutlicher Anstieg von Gewalt gegen Frauen – Besorgniserregende Zahlen aus 2023

Straftaten gegen Frauen haben im vergangenen Jahr deutlich zugenommen, wie das aktuelle Lagebild des Bundeskriminalamtes (kurz BKA) zeigt. Untersucht wurden dabei Delikte, die vor allem Frauen betreffen, darunter Sexualstraftaten, häusliche Gewalt, Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung, digitale Gewalt und Femizide. Auch frauenfeindlich motivierte Straftaten aus dem Bereich der politisch motivierten Kriminalität wurden berücksichtigt.

Über 52.000 Fälle von Sexualstraftaten

2023 wurden mehr als 52.000 Frauen und Mädchen Opfer von Sexualstraftaten wie Vergewaltigung, sexueller Belästigung oder Nötigung. Das entspricht einem Anstieg von 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Bereich häusliche Gewalt registrierte das BKA über 180.000 weibliche Opfer, ein Plus von 5,6 Prozent.

Zunahme auch bei digitaler Gewalt und Hasskriminalität

Besonders auffällig ist der Anstieg bei digitaler Gewalt: 17.193 Frauen und Mädchen wurden hier Opfer, ein Anstieg von 25 Prozent. Die häufigsten Delikte sind Nötigung, Bedrohung und Stalking. Minderjährige sind häufig von Missbrauchsstraftaten betroffen.

Auch die sogenannte Hasskriminalität gegen Frauen ist stark gestiegen. Darunter fallen frauenfeindlich motivierte Straftaten, unabhängig vom individuellen Ziel der Tat. 2023 wurden 322 solcher Delikte gemeldet, ein Anstieg von 56,3 Prozent gegenüber 2022.

Fast täglich ein Femizid in Deutschland

Das BKA meldete 938 Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten gegen Frauen – ein Anstieg von einem Prozent. Die Taten erfolgten oft aus Frauenhass, im Zusammenhang mit Trennungen oder patriarchalischen Motiven. 360 Frauen und Mädchen starben, was bedeutet, dass in Deutschland fast täglich ein Femizid verübt wurde.

Auch in der Region ein alarmierendes Thema

In Unterfranken verzeichnet der Verein Wildwasser Würzburg ebenfalls eine steigende Zahl von Anfragen. 2023 suchten rund 650 Frauen und Mädchen erstmals Kontakt – 30 mehr als im Vorjahr und über 100 mehr als 2019. In mehr als 33 Prozent der Fälle ging es um sexuellen Missbrauch. Weitere häufige Themen waren Vergewaltigungen sowie psychische und körperliche Gewalt, jeweils mit einem Anteil von etwa 15 Prozent.

Beim sexuellen Missbrauch standen die Täterinnen und Täter den Betroffenen oft sehr nahe. Über 40 Prozent waren (Stief-)Väter, etwa 25 Prozent andere männliche Familienangehörige. Auch Lehrer, Trainer oder Priester zählten zu den Vertrauenspersonen, die Täter wurden. Weibliche Täterinnen wurden in vier Prozent der Fälle benannt.

Bei Vergewaltigungen und sexueller Nötigung kamen die Täterinnen und Täter ebenfalls häufig aus dem Umfeld der Betroffenen oder waren ihnen zumindest bekannt. Körperliche und psychische Gewalt im Kontext häuslicher Gewalt wurde meist von (Ehe-)Partnern oder Ex-Partnern ausgeübt. Auch (Stief-)Eltern waren häufig Täterinnen und Täter. Fremde Täterinnen und Täter spielten hierbei eine untergeordnete Rolle.

Politik fordert verstärkte Maßnahmen

Bundesinnenministerin Nancy Faeser fordert härtere Strafen für Täter, bessere Überwachungsmöglichkeiten und stärkeren Schutz für Frauen. Bundesfrauenministerin Lisa Paus bezeichnete die Zahlen des BKA als „beschämend“ und betonte die Bedeutung von niedrigschwelligem Schutz und Beratung. Sie verwies auf das, zusammen mit Ländern und Verbänden, erarbeitete „Gewalthilfegesetz“, das Frauenhäuser finanziell unterstützen und einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung bei häuslicher Gewalt sichern soll. Sie appellierte an den Bundestag, dem Entwurf zuzustimmen.

digitale Gewalt Femizide Gewalthilfegesetz häusliche Gewalt Lagebild des Bundeskriminalamtes Schutz für Frauen sexuelle Nötigung Straftaten gegen Frauen Vergewaltigung Wildwasser Würzburg

Das könnte Dich auch interessieren

02.07.2025 Nach Tötung zweier Schwestern in Alzenau - Tatverdächtiger Ehemann in U-Haft Nach dem gewaltsamen Tod zweier Schwestern in Alzenau am Untermain hat die Obduktion bestätigt, dass beide Frauen erhebliche Gewalteinwirkungen erlitten. Als möglicher Täter gilt der getrennt lebende Ehemann einer der Frauen. Gegen ihn wurde inzwischen Haftbefehl wegen Totschlags erlassen – ob der Verdacht auf Mord erweitert wird, ist Gegenstand laufender Ermittlungen. Obduktion ergibt Stich- und 22.04.2025 Sexueller Missbrauch im Bistum Würzburg - Wildwasser Würzburg e.V. fordert konsequente Aufarbeitung und echten Wandel Wildwasser Würzburg e.V. begrüßt das Gutachten zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum Würzburg, kritisiert jedoch die bisherigen Reaktionen der Kirchenverantwortlichen als unzureichend. Die Organisation fordert neben Prävention echte strukturelle Veränderungen, Wiedergutmachung für Betroffene und Transparenz über Machtmissbrauch und Vertuschung. Die Erklärung des Bistums zum Gutachten enttäuscht viele – insbesondere Betroffene selbst. Deutliche Worte von Wildwasser 23.10.2025 Einbruch in Aschaffenburger Juwelier - Schmuck von sechsstelligem Wert gestohlen Unbekannte sind in Aschaffenburg in ein Juweliergeschäft eingebrochen und haben Schmuck im sechsstelligen Wert gestohlen. Die Kripo Aschaffenburg ermittelt und bittet um Hinweise. Täter brechen über Hintertür ein In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag sind Unbekannte in ein Juweliergeschäft in der Frohsinnstraße eingebrochen. Dabei entwendeten sie Schmuckstücke im Wert von mehreren zehntausend Euro – 23.10.2025 Vom Mainufer in die Innenstadt - Würzburger Africafestival findet neue Location Das 37. internationale Africafestival wird nicht wie gewohnt auf den Mainwiesen in Würzburg stattfinden sondern in der Innenstadt. Dafür hatte man sich aus finanziellen Gründen entschieden. Die mit dem Festival einhergehenden Konzerte werden im Foyer des Congresszentrums stattfinden. Für das Rahmenprogramm stellt die Stadt den Ehrenhof des Rathauses zur Verfügung. Africafestival findet neues Zuhause Auch