2023 wurden mehr als 52.000 Frauen und Mädchen Opfer von Sexualstraftaten wie Vergewaltigung, sexueller Belästigung oder Nötigung. Das entspricht einem Anstieg von 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Bereich häusliche Gewalt registrierte das BKA über 180.000 weibliche Opfer, ein Plus von 5,6 Prozent.
Besonders auffällig ist der Anstieg bei digitaler Gewalt: 17.193 Frauen und Mädchen wurden hier Opfer, ein Anstieg von 25 Prozent. Die häufigsten Delikte sind Nötigung, Bedrohung und Stalking. Minderjährige sind häufig von Missbrauchsstraftaten betroffen.
Auch die sogenannte Hasskriminalität gegen Frauen ist stark gestiegen. Darunter fallen frauenfeindlich motivierte Straftaten, unabhängig vom individuellen Ziel der Tat. 2023 wurden 322 solcher Delikte gemeldet, ein Anstieg von 56,3 Prozent gegenüber 2022.
Das BKA meldete 938 Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten gegen Frauen – ein Anstieg von einem Prozent. Die Taten erfolgten oft aus Frauenhass, im Zusammenhang mit Trennungen oder patriarchalischen Motiven. 360 Frauen und Mädchen starben, was bedeutet, dass in Deutschland fast täglich ein Femizid verübt wurde.
In Unterfranken verzeichnet der Verein Wildwasser Würzburg ebenfalls eine steigende Zahl von Anfragen. 2023 suchten rund 650 Frauen und Mädchen erstmals Kontakt – 30 mehr als im Vorjahr und über 100 mehr als 2019. In mehr als 33 Prozent der Fälle ging es um sexuellen Missbrauch. Weitere häufige Themen waren Vergewaltigungen sowie psychische und körperliche Gewalt, jeweils mit einem Anteil von etwa 15 Prozent.
Beim sexuellen Missbrauch standen die Täterinnen und Täter den Betroffenen oft sehr nahe. Über 40 Prozent waren (Stief-)Väter, etwa 25 Prozent andere männliche Familienangehörige. Auch Lehrer, Trainer oder Priester zählten zu den Vertrauenspersonen, die Täter wurden. Weibliche Täterinnen wurden in vier Prozent der Fälle benannt.
Bei Vergewaltigungen und sexueller Nötigung kamen die Täterinnen und Täter ebenfalls häufig aus dem Umfeld der Betroffenen oder waren ihnen zumindest bekannt. Körperliche und psychische Gewalt im Kontext häuslicher Gewalt wurde meist von (Ehe-)Partnern oder Ex-Partnern ausgeübt. Auch (Stief-)Eltern waren häufig Täterinnen und Täter. Fremde Täterinnen und Täter spielten hierbei eine untergeordnete Rolle.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser fordert härtere Strafen für Täter, bessere Überwachungsmöglichkeiten und stärkeren Schutz für Frauen. Bundesfrauenministerin Lisa Paus bezeichnete die Zahlen des BKA als „beschämend“ und betonte die Bedeutung von niedrigschwelligem Schutz und Beratung. Sie verwies auf das, zusammen mit Ländern und Verbänden, erarbeitete „Gewalthilfegesetz“, das Frauenhäuser finanziell unterstützen und einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung bei häuslicher Gewalt sichern soll. Sie appellierte an den Bundestag, dem Entwurf zuzustimmen.