Ein Jahr ist es an diesem Donnerstag her, dass in Teilen Deutschlands der Regen vom Himmel peitscht, wie nie zuvor gesehen. Gullydeckel laufen über, Flüsse treten über ihre Ufer, Straßen stehen unter Wasser. Stunde für Stunde steigt am 14. Juli 2021 ortsweise der Wasserpegel immer weiter an. Die Wassermassen, die an diesem Tag vom Himmel kommen, sind enorm. So enorm, dass mehr als 180 Menschen in Deutschland darin ihr Leben verlieren. Die meisten von ihnen sterben im Ahrtal in Rheinland-Pfalz – aber auch in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen fordern die Fluten Chaos und Todesopfer.
Als Reaktion auf die Flutkatastrophe will der Deutsche Wetterdienst (DWD) sein Warnsystem anpassen. In Bezug auf die Hochwasserereignisse letzten Jahres betont Renate Hagedorn, Vorstand der Wettervorhersage beim DWD, dass auf Seiten des Deutschen Wetterdienstes keine Fehler geschahen: „Unsere Meteorologinnen und Meteorologen beobachten und analysieren das Wetter und die Vorhersagen rund um die Uhr und haben auch vor einem Jahr frühzeitig und fachlich korrekt gewarnt.“ Die Warnungen sollen damals in der akuten Situation noch nicht optimal genutzt worden sein, daher will der DWD sein Warnsystem noch genauer an die Bedürfnisse von Einsatzkräften und Bevölkerung anpassen.
So sollen Warnungen künftig noch frühzeitiger, bis zu zehn Tage vor dem Wetterereignis, erfolgen. Wichtig sei hierbei auch zu kommunizieren, wie hoch die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Warnung ist. Damit Warnungen für die Nutzer noch verständlicher werden, soll außerdem erklärt werden, welche genauen Folgen ein Wetterereignis mit sich bringen könnte. „Die Betroffenen sollen die Auswirkungen der Unwetter besser einschätzen können“, erklärte Hagedorn. Die Warnungen des DWD sollen auch auf die Bedürfnisse verschiedener Nutzer – beispielsweise Einwohner gefährdeter Gebiete oder Einsatzkräfte – angepasst werden.
Vielleicht lag es nicht an den Warnungen des Deutschen Wetterdienstes, doch irgendwo haben bei den Flutkatastrophen im letzten Sommer die Strukturen versagt. Um Wetterereignisse wie dieses in Zukunft besser bewältigen zu können, wurde eine Expertenkommission „Starkregen“ gegründet, die mit der Aufarbeitung des Gesamteinsatzes im Sommer 2021 beauftragt wurde. Zur Expertenkommission gehören unter anderem Angehörige von Feuerwehren, Bundeswehr, Polizei und Hilfsorganisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz.
„Die Problematik zieht sich, wie die ersten Untersuchungen ergeben, quer durch alle Organisationen und über alle administrativen Ebenen hinweg“, sagt Dr. Ulrich Cimolino, Vorsitzender der Kommission. Eine Erhebung, an der fast 2500 Helferinnen und Helfer teilgenommen haben, soll die genauen Schwachstellen identifizieren. Einer der vielen Punkte, die bemängelt wurden, waren die Kommunikationsmittel und -möglichkeiten. Auch das Digitalfunknetz der Behörden spielte eine eher negative Rolle, da dieses oftmals für viele stunden oder mehrere Tage ausgefallen sein soll. Kritik gabt es auch am Einsatz der Hubschrauber. Dabei geht es unter anderem um die Verfügbarkeit, Leistungs- und Multirollenfähigkeit.
Auch in Unterfranken hatte es im Juli 2021 teils starke Überschwemmungen gegeben. Durch Reichenberg im Landkreis Würzburg waren extreme Regenmassen geschwemmt worden, die nicht nur für vollgelaufene Keller, sondern auch für nasse Wohnungen gesorgt hatten – der finanzielle Schaden war teils enorm.