Di., 30.08.2022 , 17:35 Uhr

Ende des 9-Euro-Tickets – Wie geht es weiter?

Spritgeld sparen, keinen Parkplatz suchen müssen und das Klima schonen – der Nutzen von öffentlichen Verkehrsmitteln ist groß. Die Nachfrage nach Bus und Bahn war besonders in den vergangenen drei Monaten, in denen das 9-Euro-Ticket galt, enorm gestiegen. Zum 31. August 2022 läuft das deutschlandweite Angebot jedoch aus – nun wird über zukünftige ÖPNV-Angebote diskutiert.

Rund 1,8 Mio. Tonnen CO2 durch das 9-Euro-Tickets eingespart

Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), der zusammen mit der Deutschen Bahn und den Marktforschungsinstituten Forsa und RC Research eine bundesweite Marktforschung zum 9-Euro-Ticket betreibt, ist die Resonanz gewaltig.

Seit Verkaufsstart Ende Mai sind rund 52 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft worden (Stand: 29. August 2022). Hinzu kommen etwa zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket über die gesamten drei Monate automatisch erhalten haben. 17 Prozent der 9-Euro-Ticket-Nutzerinnen und Nutzer sind im August von anderen Verkehrsmitteln wie Pkw, Fahrrad etc. auf den ÖPNV umgestiegen. Das führt dazu, dass weniger Fahrten mit dem privaten Pkw zurückgelegt werden: 10 Prozent der Käuferinnen und Käufer des 9-Euro-Tickets verzichten auf mindestens eine ihrer täglichen Autofahrten. Wie die Marktforschung des VDV zeigt, hat das 9-Euro-Ticket für eine Menge Neukunden im ÖPNV gesorgt. Jeder Fünfte Nutzer ist Neukunde, der Bus und Bahn vorher normalerweise nicht genutzt hat.

In einer Hochrechnung überschlägt der VDV den Klimanutzen des 9-Euro-Tickets. Demnach konnten pro Monat durchschnittlich rund 600.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Auf die drei Aktionsmonate Juni, Juli und August hochgerechnet ergibt das eine Klimagas-Einsparung von circa 1,8 Millionen Tonnen CO2 – diese Menge entspricht ungefähr der selben Einsparung wie ein Jahr Tempolimit auf deutschen Autobahnen.

SPD will bundesweites 49-Euro-Ticket einführen

Zum 31. August 2022 läuft das bundesweite Angebot des 9-Euro-Tickets aus, ebenso die Spritpreisbremse. Wer also ab September wieder auf den Pkw umsteigen will, muss mit deutlich erhöhten Benzin- und Dieselpreisen rechnen. Weder Autofahrer noch das Klima freuen sich darauf. Wie sieht es also mit einem vergleichbaren Angebot zum 9-Euro-Ticket aus?

Die SPD hat bereits Pläne zu einem Nachfolgeangebot geäußert und konkretisiert: eine 49-Euro-Ticket soll her. „Wir wollen in Zusammenarbeit mit den Ländern ein bundesweit gültiges ÖPNV-Ticket mit einem monatlichen Preis von 49 Euro einführen, das von Bund und Ländern jeweils zu 50 Prozent getragen wird“, so der Entwurf der Bundestagsfraktion.

Beschlossen ist dies Vorhaben aber noch nicht, denn um ein Nachfolgemodell des 9-Euro-Tickets einzuführen, müssen auch die Grünen und die FDP dem Vorhaben zustimmen. FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner hatte jedoch in jüngster Vergangenheit wiederholt betont, dass für ein ähnliches Modell wie das 9-Euro-Ticket kein Budget in den Staatskassen vorhanden sei.

Berlin plant eigenes 9-Euro-Ticket ab Oktober

In Berlin soll schon bald ein neues 9-Euro-Ticket eingeführt werden. Das erklärte die regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey. Dieses soll für die Monate Oktober, November und Dezember gelten – ganz so sicher wie Giffey das Nachfolgeticket darstellt, scheint es jedoch nicht zu sein. Zunächst müssten noch einige Punkte geklärt werden, wie z.B. der Ticketpreis und der Geltungsbereich.

Rückerstattung für Jahresfahrkarten-Inhaber möglich

Wer bereits vor der Einführung des 9-Euro-Tickets eine Fahrkarte wie z.B. das 365-Euro-Ticket gekauft hat, kann für den Geltungszeitraum Juni bis August eine Rückerstattung beantragen, sodass jeder einen Nutzen aus dem 9-Euro-Ticket zieht. Beim Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken ist auf der Website ein entsprechendes Dokument zu finden.

Auch im gesamten Rhein-Main-Gebiet besteht noch bis zum 15. September 2022 die Möglichkeit für RMV-Jahreskartenbesitzer ohne Abonnement das Erstattungsportal zu nutzen und den Differenzbetrag zum 9-Euro-Ticket erstattet zu bekommen. Voraussetzung ist hier allerdings, dass die Jahreskarte als eTicket auf einer Chipkarte gespeichert ist.

Verkehrsunternehmen attraktiver machen

Bis ein Nachfolgemodell zum 9-Euro-Ticket möglichweise auf den Weg gebracht wird, könnte es noch etwas dauern. Vereinzelte Verkehrsunternehmen bemühen sich aber schon jetzt, durch Angebote attraktiver zu werden und mehr Kunden zu gewinnen. So bietet die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) Neukunden ab sofort beim Abschluss eines Abonnements einen 60 Euro CityGutschein an. Dieser kann in über 220 Geschäften, Restaurants und Firmen in Würzburg eingelöst werden.

Ein 9-Euro-Ticket kann das Angebot zwar nicht ersetzen, zeigt jedoch den guten Willen der Verkehrsunternehmen. Denn die Klimabilanz des 9-Euro-Tickets zeigt: Es ist wichtig, die Menschen zum ÖPNV zu bewegen.

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