Sa., 17.08.2024 , 13:37 Uhr

Ende einer Ära - Die Sprengung der Kühltürme am Kernkraftwerk Grafenrheinfeld

Zweimal hat es dumpf gegrollt und weg waren sie – die beiden 143 Meter hohen Kühltürme des stillgelegten Kernkraftwerks Grafenrheinfeld. Rund 10.000 Menschen warum an der Rand der Sperrzone gekommen, um das geschichtsträchtige Ereignis um 18:30 Uhr zu verfolgen, doch dann passierte stundenlang nichts. Was dort im abgesperrten Bereich vor sich ging und wie die Sprengung, die dann letztendlich doch über die Bühne gehen konnte.

Es passierte nichts

Für die Menschen aus der Region gehörte das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld fast ein halbes Jahrhundert zum Landschaftsbild. 143 Meter ragten die beiden Kühltürme in die Höhe und waren schon von Weitem deutlich zu erkennen. Am Freitagabend sollten die beiden Kühltürme des stillgelegten Kernkraftwerks nun gesprengt werden – es ist das symbolische Ende einer Ära. Die Vorbereitungen für diesen Moment liefen ganze drei Jahre – innerhalb von nur 30 Sekunden sollte hingegen alles vorbei sein. Gespannt blickten Tausende Menschen um 18:30 Uhr mit gezückten Handykameras auf die Zwillingstürme – doch es passierte nichts.

 

Mutmaßlicher Aktivist hatte sich an Strommast gehangen

Eine männliche Person hatte widerrechtlich den Sperrbereich betreten und befand sich in circa 10 Meter Höhe auf einem Strommast. Polizeikräfte konnten den mutmaßlichen Aktivisten mit einem Teleskopladers sichern und vom Gelände entfernen. Durch die Handlungen des 36-jährigen Mannes besteht der Anfangsverdacht der Nötigung, des Hausfriedensbruchs und einem Verstoß gegen die Allgemeinverfügung. Die Polizeiinspektion Schweinfurt führt in dieser Sache die Ermittlungen und legt nach deren Abschluss die Ermittlungsakte der Staatsanwaltschaft zur Prüfung und weiteren Entscheidung vor. Der Mann wurde nach der Sprengung der Kühltürme und nach Beendigung aller notwendigen Maßnahmen aus dem polizeilichen Gewahrsam entlassen. Ob und in welcher Höhe zivilrechtliche Forderungen durch die Beteiligten geltend gemacht werden können, wird ebenfalls geprüft.

Zweiter Anlauf glückte

Lange war unklar wie es weitergeht. Doch dann kam die erlösende Nachricht – es kann gesprengt werden. Wieder zückten die Zuschauenden ihre Handy und wieder wurde es still um das Kraftwerk. Um 19:56 grollte es dann zum ersten Mal. Der erste Turm stürzte in sekundenschnelle in sich zusammen und hinterließ eine riesige Staubwolke. Nur 15 Sekunden später versank auch der zweite Turm im Betonstaub. Für die Sprengung wurde die Technologie der Fallrichtungssprengung, genauer gesagt Kipp-Kollaps-Sprengung, gewählt. Dies bedeutet, dass die Türme zunächst in eine vorgegebene Richtung angekippt wurden und anschließend kollabierten. Hierfür wurden ab Ende Juni ca. 16 Meter lange Fall- und ca. 40 Meter hohe Vertikalschlitze in die Kühlturmschalen eingebracht. Zusätzlich wurden in die Hälfte der jeweils 72 Kühlturmstützen sowie im Bereich der Fall- und Vertikalschlitze zahlreiche Löcher gebohrt und mit Sprengladungen befüllt. In Summe kamen 1.340 elektronische Zünder und 260 kg Sprengstoff zum Einsatz. Bei der gezielten Sprengung entstand in Kombination mit den angebrachten Schlitzen ein sogenanntes „Sprengmaul“, das die Kühltürme kontrolliert in sich zusammenfallen ließ.

Bauschutt verbleibt größtenteils auf der Anlage

Durch die Sprengung sind rund 55.000 Tonnen Bauschutt entstanden, dabei handelt es sich hauptsächlich um Beton. Der Betonbruch wird zunächst aufbereitet und ein Großteil davon zum Verfüllen einer der beiden Kühlturmtassen verwendet. Diese Fläche soll später als Lagerfläche für Materialien aus dem Rückbau des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld genutzt werden. Der restliche Teil des Betonbruchs sowie Kunststoffe und Metalle werden dem Wertstoffkreislauf zugeführt. Bis ein Endlager in Deutschland gefunden ist, bleibt auf dem Gelände auch das Zwischenlager.

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