Das Schicksal, das einen 10-jährigen Würzburger vor Jahrzehnten ereilte, ist tragisch: Die Mutter stirbt, das Kind hat keine Eltern mehr. Ein katholischer Pfarrer nimmt ihn in seine Obhut – und damit beginnen Jahre voller Folter und sexuellem Missbrauch.
Mehr als 30 Jahre liegt es zurück, dass der damals 10-jährige Kai Christian Moritz seine alleinerziehende Mutter verliert und zum Waisen wird. Sein Cousin, ein katholischer Pfarrer beim Bistum Limburg, nimmt sich seiner an und wird der Pflegevater des Jungen. Doch es bleibt nicht bei einer väterlichen Beziehung: Kurze Zeit später beginnt der sexuelle Missbrauch von Kai Christian Moritz.
Am Dienstag, Jahrzehnte nach den Taten, folgt endlich etwas Gerechtigkeit für den missbrauchten Würzburger, der heute ein erwachsener Mann ist. Ein Kirchengericht in Limburg hat den mittlerweile ehemaligen Priester wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt. Mehr als drei Jahren hat das kirchenrechtliche Strafverfahren angedauert. Für das Gericht steht laut offizieller Pressemitteilung fest: Der Mann hat von 1986 bis 1993 einen minderjährigen Jungen mehrfach sexuell missbraucht.
Im Urteil wird die Schwere der Schuld ausdrücklich festgehalten, so das Bistum Limburg. Da der Täter während des Verfahrens eigenständig aus dem Klerikerstand ausgeschieden ist, konnte die Strafe der Entlassung aus dem Klerikerstand, die vom Kirchenrecht vorgesehen ist, nicht mehr verhängt werden. Dem Täter wurde zudem eine Geldstrafe auferlegt und er gilt kirchlicherseits als verurteilter Sexualtäter. Das Urteil ist rechtskräftig.
Kai Christian Moritz meldet sich nur kurze Zeit später mit einem Statement auf Facebook zu Wort. Eine lange Geschichte in seinem Leben komme zum Ende. „Zu einem Teil-Ende“, wie er sich selbst korrigiert. Denn aus seiner Sicht führe das Urteil zwar zu einer juristischen Gerechtigkeit, „nicht aber zu einer abschließenden menschlichen Heilung“, wie er erklärt.
Kai Christian Moritz bezeichnet das Verhalten seines Peinigers, der schon vor dem Urteil um die Ausscheidung aus dem Kleriker-Stand gebeten hat als „feige“. Genauso sehr verärgert ihn die Tatsache, dass ihm dieses verfrühte Ausscheiden gewährt wurde. Denn auf diesem Weg konnte er sich der Ausscheidung aus dem Kleriker-Stand als Strafe für den sexuellen Missbrauch entziehen.