Hinweis: Der Tatverdächtige wurde inzwischen festgenommen. Das ursprünglich veröffentlichte Fahndungsfoto wurde entfernt.
Nach über 40 Jahren gibt es eine entscheidende Wende im Fall der 1984 in Aschaffenburg getöteten Maria Köhler. Wie das Polizeipräsidium Unterfranken auf Anfrage bestätigt, wurde der seit Jahrzehnten gesuchte Tatverdächtige Nazmi G. in der Türkei festgenommen.
Laut Mitteilung der Polizei standen die Kriminalpolizei Aschaffenburg und die Staatsanwaltschaft bereits seit längerer Zeit in engem Austausch mit türkischen Behörden – in Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt. Am Montag wurden die deutschen Ermittlungsbehörden schließlich über die Festnahme des Gesuchten informiert.
Als nächster Schritt soll nun die Überstellung nach Deutschland eingeleitet werden. Diese wird von der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg veranlasst, kann aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Weitere Details zum Fortgang der Ermittlungen will die Polizei zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben. Diese seien abhängig vom weiteren Verfahrensverlauf.
Die Ermittlungen im Fall Maria Köhler wurden im vergangenen Jahr durch die Kriminalpolizei Aschaffenburg in enger Absprache mit der Staatsanwaltschaft erneut aufgenommen. Gesucht wurde seitdem mit internationalem Haftbefehl nach dem mittlerweile 65-jährigen Nazmi G.
Die damals 19-jährige Maria Köhler, eine Krankenschwesternschülerin, war am 30. Juli 1984 nicht zu ihrem Dienst im Aschaffenburger Krankenhaus erschienen. Zwei Tage später wurde sie von ihrer Vorgesetzten leblos in ihrem Zimmer im Schwesternwohnheim in der Lamprechtstraße gefunden. Die Umstände deuteten auf ein Gewaltverbrechen hin.
Schnell geriet der ehemalige Lebensgefährte der jungen Frau in den Fokus der Ermittlungen. Gezginci hatte sich noch am Tag nach der Tat in die Türkei abgesetzt. Trotz internationaler Fahndung und zahlreicher Maßnahmen blieb er jahrzehntelang verschwunden.
„Mord verjährt in Deutschland nicht und auch ein Haftbefehl hat kein Verfallsdatum“, betonte Oberstaatsanwalt Jürgen Bundschuh bereits im Rahmen der Öffentlichkeitsfahndung.
Wie bei anderen ungeklärten Tötungsdelikten wurde auch in diesem Fall die Ermittlungsakte nie endgültig geschlossen. Die Altfallermittler überprüften in den vergangenen Monaten zahlreiche Asservate neu, führten Zeugenvernehmungen durch und gaben Gutachten in Auftrag. Auch der mögliche Aufenthaltsort des Tatverdächtigen wurde intensiv recherchiert.
Die Wiederaufnahme des Falls erfolgte in engem Austausch mit den Hinterbliebenen von Maria Köhler. Die Ermittler betonten, wie wichtig ihnen der sensible Umgang mit den Angehörigen sei – vor, während und nach der Bearbeitung eines Altfalls.
Am 5. März dieses Jahres wurde der Fall in einer Sondersendung von „Aktenzeichen XY…“ ungelöst vorgestellt. Die Ermittler erhofften sich neue Hinweise aus der Bevölkerung. Für Informationen, die zur Ergreifung des Täters führen, setzte das Bayerische Landeskriminalamt eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro aus.
Ob die Festnahme des Tatverdächtigen in der Türkei auf einen dieser Hinweise zurückgeht, ist derzeit nicht bekannt.