Der Held des Abends hieß Marcus Carr, es war aber ein Erfolg der gesamten Mannschaft: Die Fitness First Würzburg Baskets sind auch an Halloween zuhause ungeschlagen geblieben. Am 6. Spieltag der easyCredit BBL benötigten sie zwei Verlängerungen und das nötige Quäntchen Glück, um Aufsteiger Science City Jena mit 97:92 in die Schranken zu weisen. Die Gäste lagen beim Seitenwechsel knapp in Führung und holten in der zweiten Halbzeit einen Rückstand von neun Punkten auf. Am Ende der regulären Spielzeit brauchten die Baskets einen Sprungwurf von Marcus Carr und eine starke Defensivsequenz, um sich in die Verlängerung zu retten.
Vier Sekunden vor dem Ende der ersten fünf Extraminuten traf Carr einen Dreier zum erneuten Ausgleich, ehe die Heimmannschaft in der zweiten Overtime den fünften BBL-Saisonsieg einfahren und Tabellenplatz zwei verteidigen konnte. Marcus Carr erzielte 37 Punkte – 24 davon nach dem dritten Viertel – und verwandelte 16 seiner 17 Freiwürfe. „Es war aber ein Erfolg der ganzen Mannschaft, alle haben ihren Beitrag geleistet. Unsere Fans waren wie immer der sechste Mann, sie haben die Energie gebracht“, sagte Würzburgs Topscorer im Interview nach dem Spiel live bei Dyn.
Davion Mintz legte mit 17 Punkten und 12 Rebounds ein Double-Double auf, Charles Thompson füllte den Statistikbogen mit 13 Zählern, 9 Rebounds, 4 Assists und 3 Blocks. Weiter geht es für die Fitness First Würzburg Baskets bereits am Dienstag um 18:30 Uhr mit einem Heimspiel in der Basketball Champions League: Zu Gast in der voraussichtlich komplett ausverkauften tectake ARENA ist Galatasaray MCT Technic Istanbul. Am kommenden Sonntag um 18 Uhr sind die ROSTOCK SEAWOLVES in der Turnhölle zu Gast.
Neben Alen Pjanic (Handverletzung) fällt bei den Baskets derzeit auch Spielmacher Brae Ivey (Bauchmuskelverletzung) zwei Wochen lang aus, in die Startformation beförderte Headcoach Sasa Filipovski erwartungsgemäß Marcus Carr und überraschend Lukas Herzog, der sich in seinen knapp 23 Spielminuten als Sonderbewacher von Eric Washington ein Sonderlob verdiente.
Auch ohne Punkte ihres US-Spielmachers startete Jena erfolgreich in die Partie: In den ersten gut sechs Minuten nahm Jena sieben Dreier, traf sechs davon und lag zwischenzeitlich schon mit neun Punkten in Führung (6:15, 4. Minute). Das änderte sich aber schnell, als die Trefferquote der Gäste von außen nachließ. Die Baskets nutzten immer wieder ihre Vorteile in Korbnähe und holten den Rückstand noch im ersten Viertel fast auf – Marcus Carr traf den ersten Würzburger Dreier zum 21:22.
Im zuweiten Abschnitt sahen 3.021 Zuschauende ein ausgeglichenes Spiel mit acht Führungswechseln. Das bessere Ende hatte Jena, das nach einem Korbleger von Joe Wieskamp mit einer 38:41-Führung in die Kabine gehen konnte. Im dritten Viertel waren dann auch die Hausherren von der Dreierlinie erfolgreich und nutzten eine starke Phase, um sich abzusetzen: Eddy Edigin Jr., Johnathan Stove und Davion Mintz trafen bei einem 13:2-Lauf von außen und stellten den Spielstand in der 25. Minute auf 53:44. Die Antwort der Gäste ließ aber nicht lange auf sich warten. Beim Stand von 60:55 ging es in den Schlussabschnitt, in der 35. Minute war das Ergebnis wieder ausgeglichen (64:64).
Kurz vor dem Ende hatte das auswärtsstarke Team von Jena nach einem Korbleger von Great Osobor zum 72:74 zum ersten Mal die Chance, den Sieg aus der Turnhölle zu entführen. Marcus Carr antwortete mit knapp 21 Sekunden auf der Uhr mit einem sauberen Sprungwurf zum Ausgleich, im letzten Angriff der Gäste ging ein Step-Back-Dreier von Keith Braxton Jr. nur an den Ring.
In der ersten Verlängerung lag Jena 20 Sekunden vor Schluss nach einem Dreier ihres Topscorers Tavian Dunn-Martin mit 81:83 in Führung, als Keith Braxton an der Freiwurflinie die Chance bekam, den Abstand auf vier Punkte zu erhöhen. Braxton ließ den ersten Freiwurf liegen, Jena versäumte es am anderen Ende, den Drei-Punkte-Vorsprung mit einem taktischen Foul zu verteidigen. Marcus Carr nahm die Einladung dankbar an und versenkte mit 4,2 Sekunden auf der Uhr den Dreier über die ausgestreckten Arme von Verteidiger Lorenz Bank hinweg zum 84:84.
In der zweiten Verlängerung konnten sich die Baskets dann durch einen Dreier von David Muenkat auf 95:89 absetzen. Tavian Dunn-Martin traf in der letzten Minute für Jena zwei weitere Dreier, ehe Marcus Carr mit seinen Freiwurftreffern Nummer 15 und 16 den Heimsieg in trockene Tücher brachte und als MVP die Humba anstimmen durfte.
Für Würzburg spielten:
Marcus Carr 37 Punkte/3 Dreier (5 Assists), Davion Mintz 17/3 (12 Rebounds), Charles Thompson 13 (9 Rebunds/4 Assists/3 Blocks), Eddy Edigin Jr. 10, Christian Skladanowski 8, Johnathan Stove 7/1, David Muenkat 3/1 (6 Rebounds/3 Steals ), Lukas Herzog 2.
Top-Performer Jena:
Tavion Dunn-Martin 20/6, Joe Wieskamp 16/1 (7 Rebounds), Keith Braxton Jr. 15/4 (11 Rebounds/5 Assists), Great Osobor 14/1, Eric Washington 9/1 (9 Assists/7 Rebounds).
Key Stats:
Punkte in der Zone: Würzburg 44 – Jena 22
Punkte aus zweiten Chancen: Würzburg 16 – Jena 8
Freiwürfe: Würzburg 24 von 28 (86 Prozent) – Jena 18 von 26 (69 Prozent)
Marcus Carr, Fitness First Würzburg Baskets:
„Unsere Fans haben die Energie gebracht, ohne sie hätte wir es nicht geschafft. Sie waren wie immer unser sechster Mann. Ich bin auch stolz auf die Mannschaft, weil wir ohne unsere beiden verletzten Spieler bis zum Ende gekämpft haben. Daher mussten wir unsere Lineups verändern und einige Jungs mussten mehr Minuten gehen als sonst. Und dazu hatten wir noch die doppelte Verlängerung. Es war ein Erfolg der ganzen Mannschaft. Meine Teamkollegen haben gesehen, dass ich den Korb attackieren kann und mich ermutigt, aggressiv zu bleiben. Es ist mir egal, ob ich starte oder von der Bank komme. Heute war es einfach meine Aufgabe, Teil der Startformation zu sein. Wir haben unsere Lektionen aus den drei Niederlagen gelernt. Jetzt ist es an der Zeit, wieder Spiele zu gewinnen.“
Sasa Filipovski, Headcoach Fitness First Würzburg Baskets:
„Wir haben bis zum Ende gekämpft und hatten heute auch das nötige Glück, um das Spiel für uns zu entscheiden. Es war eine schweres Spiel, nachdem Jena im ersten Viertel schon sechs Dreier getroffen hat. Am Ende lagen wir zurück und haben es geschafft, uns in die Verlängerung zu retten, obwohl Jena den letzten Angriff hatte. Sie haben ein gutes Team, ihre Switching-Verteidigung hat es uns sehr schwer gemacht. Deswegen bin ich sehr zufrieden damit, dass wir nicht aufgegeben haben und diesen Sieg holen konnten. Marcus Carr hat das Team angeführt, Charles Thompson hat auch ein sehr gutes Spiel gemacht. Wir haben einige Fehler gegen ihre Dreierschützen gemacht, Jena hat in der Verlängerung aber auch schwierige Würfe getroffen.“
Björn Harmsen, Headcoach Science City Jena:
„Es war ein sehr gutes Spiel unserer Mannschaft. Wir sind stark gestartet und haben uns nach einem Rückstand von neun Punkten im dritten Viertel wieder zurückgekämpft. Am Ende hatten wir das Momentum und mehrere Male auch die Chance, das Spiel zu gewinnen. Wir haben dann aber auch große Fehler gemacht. Eigentlich wollten wir foulen, als wir am Ende der ersten Verlängerung mit drei Punkten vorne lagen. Das haben wir nicht gemacht, und Marcus Carr trifft den Dreier. Das war für uns der Neckbreaker, danach hatten wir nicht mehr genug Kraft und Energie, um als Gastmannschaft in die zweite Verlängerung zu gehen.“
Foto: studiozudem.de / Viktor Meshko