Die Verleihung des Kulturpreises der Stadt Kitzingen fand am 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz statt. Der Kitzinger Stadtrat hatte die Verleihung des Kulturpreises an den Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen im letzten Jahr einstimmig beschlossen. Seit 43 Jahren leiste der Verein eine unermüdliche Arbeit, wolle aufklären, erinnern und Forschungen zum jüdischen Leben in der Region betreiben, so Stadtheimatpfleger Dr. Harald Knobling. Exkursionen, Konzerte, Diskussionsrunden, Ausstellungen und vieles mehr werden organisiert. Der Antrieb für die Arbeit der Ehrenamtlichen seien Ideale wie Toleranz, Versöhnung und Menschlichkeit.
Die Alte Synagoge wurde in der Reichspogromnacht 1938 zerstört, die Ruine diente als Kriegsgefangenenlager, nach dem Krieg als Sitz verschiedener Firmen. Bereits ab den 1950er Jahren gab es erste Ideen für einen Wiederaufbau, aber auch Stimmen, die einen Komplettabriss forderten. Spätestens in den 1970er- und 80er-Jahren wurde sie zu einem Politikum – über die Grenzen der Region und Deutschlands hinaus. Nicht nur der hiesige Stadtrat, auch das deutsche Innenministerium und der damalige US-Außenminister Henry Kissinger meldeten sich bei der Frage zur Zukunft des Gebäudes zu Wort. Ehemalige Kulturpreisträger wie Engelbert Bach und Klaus Rother oder später Klaus Arnold machten sich für einen Wiederaufbau des Gebäudes stark. Aus dem Bernbeck-Kreis ging 1982 der Förderverein ehemalige Synagoge hervor. Schnell stieg die Zahl der Mitglieder auf mehr als 100, der Kontakt zu Überlebenden des Holocaust wurde gesucht, zahlreiche Veranstaltungen organisiert. „In diesen Räumen wurde Hoffnung geschöpft“, erinnerte Dr. Knobling. Eine Hoffnung, die Realität werden sollte.
Der Stadtrat entschied sich 1989 für einen Wiederaufbau des Gebäudes, für eine Nutzung als Kulturhaus mit einem Gebetshaus im Herzen des Gebäudes – für eine Synagoge in der Synagoge. Die Mitglieder des Vereins hielten die Erinnerung, das Gedenken und das Kulturhaus selbst über all die Jahre mit großem Elan lebendig. „Hier fanden und finden viele beeindruckende Veranstaltungen statt“, erinnerte Dr. Knobling und nannte beispielhaft Ausstellungen oder Seminare. Zusätzlich kümmert sich der Verein um die Verlegung von Stolpersteinen, die Pflege des Archivs und den Betrieb einer Bibliothek. Und seine Mitglieder haben im Lauf der Jahre ein beeindruckendes Netzwerk aufgebaut, das sich beispielsweise um den Erhalt des jüdischen Friedhofs in Rödelsee verdient macht. 15 Gemeinden kooperieren diesbezüglich.
Der Vereinsführung um die aktuelle Vorsitzende Margret Löther ist es ein Anliegen, auch junge Menschen mit der Geschichte der Synagoge und der Juden in Kitzingen in Verbindung zu bringen. Schulklassen werden in Aktionen eingebunden, Führungen für Schüler oder Konfirmanden angeboten. „Es gibt keine Alternative zu Aufklärung, wenn wir an eine gute Zukunft denken wollen“, mahnte Dr. Knobling und dankte allen ehrenamtlichen Mitgliedern des Vereins. „Die Welt braucht Sie und sie braucht Kultur, die aus Menschlichkeit erwächst.“
Margret Löther dankte in ihrer Rede den Spendern, die den Verein seit Jahrzehnten unterstützen und der Stadt Kitzingen für die langjährige gute Zusammenarbeit. Der Wunsch und der Anspruch des Vereins sei es, dass nicht nur der Vergangenheit gedacht wird, sondern dass jüdische Menschen auch in der Gegenwart wahrgenommen und in ihrer Existenz verteidigt werden. Sie wolle sich mit ihren Mitstreitern auch weiterhin für die Erinnerungskultur, das Geschichtsbewusstsein und eine Orientierung an den Menschenrechten stark machen und dabei die Jugend ansprechen und einbinden. „Wir dürfen die Vergangenheit nicht aus den Augen verlieren.“
Im Bild: Oberbürgermeister Stefan Güntner überreicht den Kulturpreis der Stadt Kitzingen an die Vertreterinnen des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen e.V.: Stellvertretende Vorsitzende Irma Karl und Vorsitzende Margret Löther. Die Laudatio hielt Stadtheimatpfleger Dr. Harald Knobling. Foto: Ralf Dieter
Erstellt auf Grundlage einer Pressemitteilung der Stadt Kitzingen