Am 22. Juni hat die EU-Kommission ihre Vorschläge zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln vorgestellt – Landwirte bangen seither um ihre Existenz. Maßnahmen für eine „grüne“ Landwirtschaft sind zwar wichtig – für viele Bauern sind diese allerdings nicht stemmbar. Bundesweit gehen Landwirte deshalb heute auf die Straßen, um für Ernährungssicherheit zu protestieren. So auch in Würzburg.
Am 22. Juni 2022 hat die EU-Kommission ihre Vorschläge zur Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme und Renaturierung in ganz Europa vorgestellt. Diese geplanten Maßnahmen sind teil des „Green Deals“ und zielen unter anderem darauf ab, die Verwendung von chemischen Pestiziden in der Landwirtschaft bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Die Pläne der EU beinhalten unter anderem auch ein Nutzungsverbot für 10 Prozent der Landwirtschaftsfläche und die Vernässung von Bewirtschaftungsflächen auf Moorstandorten. Ziel ist eine widerstandsfähigere und sicherere Nahrungsmittelversorgung in der EU und weltweit.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht in diesen Vorschlägen jedoch einen fundamentalen Widerspruch zu den aktuellen globalen Herausforderungen der Ernährungssicherung. „Was die EU-Kommission mit ihren Vorschlägen zu einer pauschalen Halbierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes sowie der verstärkten Stilllegung von Flächen auf den Weg bringen will, würde dazu führen, dass unsere Eigenversorgung in Europa erheblich zurückgeht und der Importbedarf deutlich ansteigt. Damit würde nicht nur die eigene Versorgungssicherheit und die politische Stabilität in Europa ins Wanken gebracht – auch die Ernährungssituation in Ländern des globalen Südens würde weiter verschärft. Diese Politik muss dringend korrigiert werden. Nicht zuletzt führt auch der Krieg in der Ukraine auf dramatische Weise vor Augen, dass Versorgungssicherheit keine Selbstverständlichkeit ist“, erklärt der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Joachim Rukwied.
Mehrere Einflüsse wirken sich derzeit negativ auf unsere Landwirtschaft und Nahrungsmittelversorgung aus. Besonders die Hitze und Trockenheit machen den Feldern zu schaffen: Die Ernte beginnt viel zu früh, Erträge fallen geringer aus. Je nach Fruchtsorte sind die Einbußen größer oder kleiner. Ein Landwirt im Landkreis Schweinfurt hat dieses Jahr 20 bis 30 Prozent Einbußen bei der Getreideernte zu beklagen. Bei den Zuckerrüben sind es sogar um die 50 Prozent. Denn viele Pflanzen haben der Dürre nicht standgehalten, sind einfach vertrocknet oder nicht richtig gewachsen.
Auch der Verein Landwirtschaft verbindet Bayern sieht die Maßnahmen kritisch. Um gegen die geplanten EU-Beschlüsse vorzugehen, wird deshalb am Mittwoch zum Protest aufgerufen. Um 10 Uhr startet die Demonstration an den Würzburger Mainwiesen. Bis zu 1000 Teilnehmer werden erwartet, einige davon mit ihren Schleppern. Zu Fuß führt der Protest dann in die Innenstadt, wo um 11:30 Uhr eine Kundgebung stattfindet.
Die Veranstaltung in Würzburg ist der Auftakt einer bundesweiten Aktion unter dem Motto „Bauernproteste: Gemeinsam für die Zukunft!“.