In einem Tweet des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder vom 18. November legte dieser eine erhebliche Diskrepanz zwischen der Inzidenz unter Geimpften und Ungeimpften dar. Laut Söder lag der Wert unter Geimpften zu dieser Zeit bei 110, während er unter Ungeimpften 1.469 beträgt. Recherchen der „Welt“ haben nun aber gezeigt, dass in der Woche vor dem 24. November 81.782 Corona-Infektionen gemeldet wurden, in 57.489 Fällen – das sind rund 70% – lagen aber keine Informationen über den Impfstatus vor, dennoch wurden diese als ungeimpft gewertet. Daraus ergibt sich eine überhöhte Darstellung der Inzidenz unter Ungeimpften und eine zu niedrige bei Geimpften.
Auf Basis der von Söder genannten Daten begründet die Regierung ihre Corona-Maßnahmen. Verantwortlich für die Zahlen ist das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Der Präsident der Behörde Walter Jonas verteidigte die Datenerhebung. Man habe sich entschieden, die Fälle ohne Angaben zum Impfstatus zunächst zu den Umgeimpften zu zählen. Denn es habe sich herausgestellt, dass diese nach später vorliegenden Daten in der weit überwiegenden Anzahl der Fälle ungeimpft waren. Die Debatte sorgt für Wirbel in der Politik: Während sich Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hinter das LGL stellte, sprach Matthias Fischbach, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP im Landtag, von einer extrem verzerrten Darstellung und forderte Aufklärung.