Ob nach einem schlimmen Erlebnis, einer tiefen Depression oder einer schwerwiegenden Angststörung – psychotherapeutische Angebote sind enorm wichtig und sollten schnell und niederschwellig verfügbar sein. Oftmals ist das aber nicht der Fall und Betroffene müssen teils monatelang darauf warten, einen Therapieplatz zu bekommen. Nicht zuletzt deswegen bilden die psychotherapeutische Hochschulambulanz und die dazugehörige Trauma-Ambulanz der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg wichtige Anlaufstellen für Betroffene.
Doch offenbar sollen die Einrichtungen geschlossen werden. Einem Medienbericht zufolge laufe Ende des Jahres der Vertrag aus. Das würde die Schließung der Einrichtungen bedeuten. Ob es eine Zukunft unter dem Dach des Uniklinikums Würzburg geben könne, sei ungewiss – es sei jedoch bereits Interesse der Übernahme bekundet worden.
Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt weiß die beiden Angebote an der JMU zu schätzen: „Menschen, die traumatisierende Situationen erlebt haben, muss niederschwellig, schnell und professionell geholfen werden. Gerade aus der Messer-Attacke vom Juni 2021 haben wir gelernt, wie wichtig die enge und vor allem schnelle Betreuung und Therapie Traumatisierter ist. Betroffene können nicht lange auf Termine warten.“
Die Trauma-Ambulanz wurde erst im September 2021, also kurz nach dem Messerangriff, gegründet.
Durch den Zusammenschluss mehrerer spezialisierter Psychotherapeuten, die direkte Anbindung der Ambulanz an die Wissenschaft in der Universitätsklinik, die Ausbildung junger Therapeutinnen und Therapeuten, die Supervision durch ausgebildete und spezialisierte Fachkräfte kann die Trauma-Ambulanz eine wichtige Aufgabe für traumatisierte Menschen übernehmen.
Im Falle einer Schließung sieht Schuchardt das Problem in der Distanz zur nächsten Einrichtung: „Wenn in Bayern 19 Trauma-Ambulanzen für Erwachsene vom Zentrum Bayern Familie und Soziales betrieben werden und 13 für Kinder und Jugendliche, ist es für mich nicht verständlich, wenn die Bürgerinnen und Bürger der Region Mainfranken demnächst die nächstgelegene Trauma-Ambulanz in Erlangen aufsuchen müssten. Dies konterkariert den Leitgedanken einer ambulanten, schnellen Hilfe. Für traumatisierte Menschen wäre die Schließung der Würzburger Trauma-Ambulanz ein großes Unglück. Wie bei jeder Verwundung gilt, je schneller und intensiver die Unterstützung ansetzt, desto besser und desto eher können die Betroffenen wieder am Leben teilnehmen.“