Der Würzburger Kardinal-Faulhaber-Platz soll umbenannt werden – das hat der Stadtrat am Donnerstag mit 27 zu 14 Stimmen beschlossen. Damit setzte sich der Rat über das Ergebnis eines von der Stadt initiierten Expertengesprächs im Juni hinweg. Die Experten hatten sich vielmehr für eine Kontextualisierung, also beispielsweise ein Hinweisschild, ausgesprochen. Faulhaber lehnte die Weimarer Republik und die Demokratie laut den Historikern vehement ab. Doch das sei aus heutiger Sicht zwar problematisch, rechtfertige aber keine Umbenennung des Platzes, so das Fazit der Experten. In der stundenlangen Debatte entschied der Stadtrat aufgrund der umstrittenen Haltung des Kirchenmanns während des Nationalsozialismus nun anders als empfohlen.
In einer der kommenden Stadtratssitzungen will der Stadtrat über den neuen Namen für den Platz gegenüber dem Mainfranken-Theater beraten. Die dritte Bürgermeisterin Judith Jörg stellte nach der Entscheidung den Antrag, den Platz künftig nach Barbara Stamm zu benennen. Die einflussreiche Politikerin und ehemalige Landtagspräsidentin war kürzlich verstorben. Dafür müsste die Stadt allerdings ihre bisherigen Richtlinien ändern, denn bisher mussten Namensgeber seit mindestens drei Jahren verstorben sein.
Am Freitag kam dann Kritik für die Umbenennung des Kardinal-Faulhaber-Platzes. Bischof Franz Jung äußerte sich in einem Statement der Bistum-Pressestelle, er bedauere die Entscheidung und halte sie für falsch. Mit der Entscheidung des Stadtrates würden die Arbeiten der Experten für irrelevant erklärt. Dieser Umgang mit historischer Wissenschaft sei für eine Universitätsstadt wie Würzburg sehr fragwürdig. Beim Umgang mit der eigenen Geschichte seien kritische Urteile berechtigt und notwendig – immer aber unter Berücksichtigung der jeweiligen Umstände. Bischof Jung kündigte an, dass das Bistum Würzburg Kardinal Michael Faulhaber ein ehrendes Gedenken als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der katholischen Kirche in Deutschland im 20. Jahrhundert bewahren werde.
Der langjährige Münchner Kardinal Michael von Faulhaber (1869 – 1952) stammte aus Unterfranken und machte seine theologische Ausbildung in Würzburg. Seine Haltung zum Nationalsozialismus und Adolf Hitler gelten unter vielen Forschern als “zwiespältig”. Faulhaber glaubte beispielsweise lange an einen möglichen Ausgleich zwischen dem “Führer” und der katholischen Kirche.