Do, 30.04.2020 , 15:24 Uhr

1. Mai 2020 - Gewerkschaften in Zeiten von Corona

Der 1. Mai ist der Internationale Tag der Arbeit – Ein Tag, an dem die Gewerkschaften die Belange der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ganz besonders in die Öffentlichkeit rücken. Seit weit über 100 Jahren finden an diesem Tag Kundgebungen statt (Mai-Spaziergänge). Das Motto 2020: Solidarisch ist man nicht alleine. Dieses Jahr können die Kundgebungen jedoch durch die Ausgangsbeschränkungen nicht in gewohnter Form stattfinden. Im Talk bei TV Mainfranken berichten Frank Firsching (DGB Regionsgeschäftsführer Unterfranken), Gewerkschaftsvertreter und Beschäftigte, was sie am 1. Mai 2020 bewegt.

Kurzarbeit gefährdet Existenzen

Die Hotel- und Gaststättenbranche war eine der ersten, die von Krise betroffen war. Das Geschäft mit Tagungen, Geschäfts- und Individualreisenden von heute auf morgen weggebrochen. Angela Bauer, die Betriebsratsvorsitzende des Dorint Hotel Würzburg rechnet vor: „Eine Servicehilfskraft verdient nach Tarif 1700 Euro brutto – diese Person in 60 Prozent Kurzarbeit landet bei unter 800 Euro netto – womit ein Leben mit Miete und Ausgaben nicht gestemmt werden kann.“ Zwar wird das Kurzarbeitergeld nun erhöht – auf bis zu 87 Prozent. Doch Ibo Ocak, Geschäftsführer NGG Unterfranken, ist skeptisch: „Das reicht nicht aus. Wenn man ein normales Gehalt im Hotel- und Gaststättenbereich anschaut, ist es desaströs.“

Metall-Industrie befürchtet Stellenabbau

Peter Kippes, Geschäftsführer IG Metall Schweinfurt: „Wichtig ist, dass Einkommen langfristig gesichert werden kann und wir nicht in Arbeitslosigkeit geraten, unabhängig ob Corona oder wirtschaftlicher Schwäche. Das sind Forderungen die am 1. Mai von zentraler Bedeutung sind.“

„Wir müssen die schützen, die unsere Bürger schützen“

Der Schutz der Beschäftigten ist für die Gewerkschaft der Polizei eine der zentralen Forderungen. Die Ausstattung mit Schutzmaterial für die Polizistinnen und Polizisten sei momentan sehr gut, sagt Christian Schulz, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in Unterfranken. Und weiter: „Wir müssen die schützen, die unsere Bürger schützen (…) Unsere Kolleginnen verrichten weiterhin hochmotiviert ihren Dienst. Allerdings auch die Tarifbeschäftigten, ohne die das nicht möglich wäre, zum Beispiel in Werkstätten, Schreibbüros. (…) Wir appellieren als GdP: Bitte halten Sie sich auch zum Schutz der Kolleginnen und Kollegen an Ausgangsbeschränkungen und dann schaffen wir das, wir halten das durch.“

Soziale Marktwirtschaft verhindert Schlimmeres

Das System der sozialen Marktwirtschaft mit ihren staatlich verordneten Sicherungssystemen bewährt sich in Krisenzeiten wie der jetzigen, ist sich Frank Firsching sicher. Schaue man in die USA, wo das System der freien Marktwirtschaft herrsche, seien die Menschen dort durch den Corona-bedingten Lockdown in einer sehr viel dramatischeren Lage, als die Beschäftigten hierzulande, wo sich die staatlichen Sicherunssysteme und die Gewerkschaften für die Interessen der Menschen einsetzen – auch nach der Erwerbszeit.

Info:

Der DBG vereinigt in Unterfranken über 100 000 Gewerkschaftsmitglieder. In knapp 1000 unterfränkischen Betrieben und Verwaltungen werden über 4000 Betriebs- und Personalräte von den DGB Mitgliedsgewerkschaften in der Interessenvertretung der Beschäftigten unterstützt und beraten. Unter dem Dach des DGB sind in Unterfranken acht Gewerkschaften gebündelt, zum Beispiel ver.di und die IG Metall.

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