Das Museum für Franken lädt ein zu einer kleinen Reise in das Jahr 1525. Eine bewegte Zeit in Würzburg, befand sich die Region – wie viele andere auch – doch in Aufruhr. Menschen der unteren Schichten versammelten sich, um sich gemeinsam gegen soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeiten gewaltsam zu erheben. In der Sonderausstellung „1525 – Franken fordert Freiheit*en“ wird diese Zeit genauer unter die Lupe genommen. Und das mit einem durchaus ungewöhnlichen Ansatz, erläutert Museumsleiter Jörg Meißner:
„Wir gucken uns genau die einzelnen Interessensgruppen an und stellen dar, wie lebten die damals? Welche Lebensverhältnisse gab es? Welche Machtzwänge gab es? Welche Konstellationen gesellschaftlicher Abhängigkeiten gab es überhaupt? Und wie wurde versucht, das aufzubrechen, um ein gerechteres System für alle hinzukriegen? Das ist unser Ziel, das zu zeigen.“
Dabei ist die Ausstellung aufgeteilt in drei große Bereiche, die sich an den beteiligten Lagern im Bauernkrieg orientieren: also die Aufständischen, die Städte sowie zuletzt die Obrigkeit. Ein Highlight ist hier ein eigens für die Ausstellung entwickeltes Computerspiel, in dem man in die Rolle der fiktiven Wäscherin Johanna schlüpft. Das Spiel basiert auf einem Modell der Stadt Würzburg, welches aufgrund der Umbauten an der Festung aktuell aber nicht mehr gezeigt werden kann, erklärt Kuratorin Teresa Novy.
„Wir haben das dann davor digitalisieren lassen und diese digitalen Aufnahmen haben wir genutzt, um es in ein Computerspiel umzuwandeln. Das haben wir natürlich nicht selber gemacht, wir haben ein Entwicklerstudio damit beauftragt. Und wir haben jetzt ein Rollen-/Adventurespiel entwickelt, in dem man die Stadt an verschiedenen Originalschauplätzen besichtigen kann. Man trifft Menschen der Zeit, die es wirklich gab, interagiert mit denen und muss vielleicht auf den Bauernkrieg und dessen Ausgang einwirken.“
Darüber hinaus gibt es diverse andere interaktive Stationen zu entdecken, wie etwa die Abgabe von Getreidekörnern, welche hier mit bunten Perlen dargestellt werden. Eine Taststation, bei der die ungerechte Verteilung der unterschiedlichen Lebensmittel thematisiert wird. Oder auch eine Hörstation zu der Frage, ob die heutige Verehrung der Freiheitskämpferinnen und -kämpfer denn überhaupt gerechtfertigt ist. In dieser Ausstellung werden also auch die verschiedenen Sinne angesprochen. Insgesamt 15 Originale aus verschiedenen fränkischen Archiven können die Besucherinnen und Besucher hier bestaunen. Hierbei sieht man sowohl das originale Schriftbild, als auch die entsprechende Transkription. Das Zusammentragen der verschiedenen Quellen war im Vorfeld keine einfache Aufgabe, denn aus dieser Epoche existieren heute nicht mehr viele Zeitzeugnisse.
Mit der Ausstellung versucht das Museum, große Zielgruppen anzusprechen. Beispielsweise sind die Texttafeln in Deutsch, Englisch sowie leichter Sprache verfasst, damit wirklich alle die Inhalte verstehen können. All das, was in der Sonderausstellung gezeigt wird, soll dann auch 2032 in einer neuen Dauerausstellung demonstriert werden. Die jetzige Ausstellung dient also quasi auch als Probelauf für die Dauerausstellung – man schaut hier genau auf die Reaktionen des Publikums. Nach all den gesammelten Eindrücken steht das Publikum am Ende der Ausstellung vor der großen Frage: Heiligt der Zweck die Mittel?