Rund 180 Kilometer haben sie in fünf Tagen hinter sich gebracht – jetzt sind sie aus der Rhön wieder zurück in Würzburg: Von ihren Liebsten bereits sehnlichst erwartet werden die knapp 300 Kreuzbergwallfahrer in der Würzburger Semmelstraße mit Blumen, den sogenannten „Wallsträußli“ und Glückwünschen empfangen. Unter viel Jubel geht es in der letzten kleinen Etappe durch die Innenstadt zum Würzburger Dom, in dem die Wallfahrt dann offiziell beendet wird. So eine Wallfahrt ist sozusagen als ein einziger langer Gottesdienst anzusehen, der schon am 20. August um vier Uhr in der Früh beginnt. Das Besondere an solch einer Reise ist aber wohl der Zusammenhalt der Gruppe beziehungsweise die Gespräche, die während des Marsches mit alten und neuen Bekanntschaften geführt werden. Dies mache die Wallfahrt aus, so Wallfahrtsleiter Michael Seufert.
Bei der Ankunft im Dom erfolgt dann traditionell das Te Deum, also ein kirchlicher Lobgesang, der sakramentale Segen sowie das Auflegen des Kreuzpartikels. Die Würzburger Kreuzbergwallfahrt hat eine lange Geschichte vorzuweisen: In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges vereinigten sich 1647 zwei fromme Gemeinschaften zur „Bruderschaft zum Heiligen Kreuz in Würzburg“. Abgesehen vom staatlichen Wallfahrtsverbot im frühen 19. Jahrhundert veranstaltet diese Bruderschaft seitdem jährlich die Wallfahrt von Würzburg zum Kreuzberg, auch bekannt als der „Heilige Berg der Franken“ und wieder zurück. Mit Blick auf Alter und Teilnehmerzahl macht sie das wohl zur bedeutendsten Kreuzbergwallfahrt aus dem Bistum Würzburg. Trotz aller Routine gibt es auch immer wieder diverse Hürden zu meistern, wie etwa in den letzten Jahren der Wegfall von Übernachtungsmöglichkeiten.
An den verschiedenen Stationen steigen öfters Teilnehmende aus oder neue kommen hinzu – eben abhängig von verfügbarer Zeit und persönlicher Leistungsfähigkeit, denn die zurückgelegte Strecke ist nicht zu unterschätzen. Rund 50 Pilger sind in diesem Jahr das erste Mal dabei – neue Teilnehmende seien in der Bruderschaft immer herzlich willkommen, so Wallfahrtsleiter Seufert. Neue Gesichter würden gut aufgenommen und etwa bei der Suche nach einem Quartier oder sonstigen Dingen unterstützt. Die Wallfahrt entwickele sich auch stetig weiter – so habe man etwa vor einigen Jahren angefangen, auf dem Rückweg keinen Kreuzweg mehr zu beten, sondern einen Auferstehungsweg. Zu den Veränderungen gehöre auch, dass die Texte immer wieder der Zeit entsprechend angepasst werden. So entstehe eine gute Mischung aus Altbekanntem und Brandaktuellem. Die diesjährige Kreuzbergwallfahrt ist nun beendet – viele der Teilnehmenden haben aber sicherlich jetzt schon den 20. August kommenden Jahres rot im Kalender markiert.