Wer denkt, Kraftsport sei einfach nur Hanteln stemmen im Fitnessstudio, hat diese Männer noch nicht erlebt. Wenn Schweiß auf Strategie trifft und Disziplin genauso zählt wie rohe Muskelkraft, dann ist klar: Wir sind bei einem ganz besonderen Wettkampf. Auf historischem Boden und unter höchsten körperlichen Belastungen zeigen Athleten, was mit monatelangem Training, mentaler Stärke und purer Entschlossenheit möglich ist. Willkommen bei einem sportlichen Kräftemessen, das mehr ist als bloßes Gewichtheben – hier wird Stärke neu definiert.
Auf der Schwedenschanze in Gersfeld – einem ehemaligen Verteidigungspunkt aus dem Dreißigjährigen Krieg – trafen sich die stärksten Männer Deutschlands unter 105 Kilogramm. Insgesamt 18 Athleten traten bei den Deutschen Meisterschaften gegeneinander an, um sich den Titel zu sichern. Der zweitägige Wettkampf verlangte den Sportlern alles ab – körperlich wie mental.
Damit der Wettbewerb fair bleibt, wird nach einem festen Punktesystem gewertet:
„Ganz simpel bei uns gestaltet. Wenn wir 18 Teilnehmer haben, gibt’s für den 1. Platz auch 18 Punkte und für den letzten 1 Punkt.“
— Volker Bauer, Teilnehmer & Mitorganisator
Nach dem ersten Tag kamen nur die zehn besten Athleten weiter – sie mussten sich in vier weiteren Disziplinen behaupten.
Zum Auftakt am Samstag stand das klassische Kreuzheben auf dem Programm: 225 oder 265 Kilogramm mussten in kurzer Zeit möglichst oft gehoben werden. Volker Bauer schaffte beeindruckende sieben Wiederholungen und setzte sich damit an die Spitze:
„Ich gehe sehr strategisch vor. Mehr Wiederholungen hätten keinen Vorteil gebracht, da ich den ersten Platz ohnehin sicher hatte.“
— Volker Bauer
Auch Tobias Brunemann aus der Nähe von Osnabrück zeigte sich zufrieden – trotz drei Wiederholungen. Für ihn ist die Kraft auch im Alltag praktisch:
„Wenn der Kran kaputt ist oder der Schraubstock klemmt – ich helfe dann halt mit purer Muskelkraft.“
In der nächsten Disziplin, dem Frame Carry, mussten die Athleten einen 260 Kilogramm schweren Holzrahmen über eine Strecke von 20 Metern hin- und hertragen – unter strengem Blick der Referees:
„Da ist drauf zu achten, dass keine Zughilfen verwendet werden und die Zeit korrekt gestoppt wird.“
— Tobias Groth, Referee
Die Belastung für den Körper ist enorm – Blasen, Risse und Überlastungen sind an der Tagesordnung. Doch mit etwas Improvisationstalent lässt sich vieles beheben:
„Ich hab mit Panzertape gearbeitet – nicht ganz wie ein richtiger Verband, aber es hilft.“
— Colin Ruhland, Physiotherapeut
Gerade bei so hohen Gewichten sind Muskeln, Sehnen und Gelenke stark beansprucht. Deshalb steht auch die Regeneration zwischen den Disziplinen im Fokus:
„Ich versuch, dass die Athleten möglichst schmerzfrei in die nächste Disziplin gehen können.“
— Colin Ruhland
Der Kopf spielt bei diesem Wettkampf eine ebenso große Rolle wie die Muskeln:
„Man darf nicht zu aufgeregt sein. Wenn eine Disziplin mal nicht läuft, muss man trotzdem weitermachen. Der mentale Druck ist enorm.“
— Pascal Tripp, Strongman aus Marburg
Am Ende des ersten Wettkampftages mussten die Athleten noch einen 120 Kilogramm schweren Sandsack auf ihre Schulter hieven. Eine Übung, bei der Technik entscheidend ist:
„Die Bewegungen werden sehr kontrolliert ausgeführt. Wir haben statistisch gesehen ein eher geringes Verletzungsrisiko – trotz der hohen Lasten.“
— Volker Bauer
Am Sonntag folgte dann der zweite Wettkampftag mit weiteren Disziplinen. Die finalen Ergebnisse veröffentlicht der Veranstalter GFSA (German Federation of Strength Athletes) auf seiner Webseite.
Was bleibt, ist der Eindruck eines beeindruckenden Kräftemessens, bei dem nicht nur Muskeln zählen – sondern auch Strategie, Ausdauer und mentale Stärke.