Geburtshilfe und Notfallversorgung – zwei zentrale Säulen der medizinischen Versorgung in der Region. Beim Landkreis Main-Spessart ging es heute genau um diese Fragen: Wie kann Versorgung gesichert werden, wenn Kliniken defizitär arbeiten? Und welche Rolle spielt dabei der Neubau des Zentralklinikums in Lohr? Antworten darauf gab es bei einem Pressegespräch – mit konkreten Entscheidungen und einem Blick in die Zukunft.
Beim Pressegespräch des Landkreises Main-Spessart stand die Sicherung der medizinischen Versorgung im Mittelpunkt – mit guten Nachrichten für werdende Eltern in der Region. Die Geburtsstation am Klinikum Würzburg Mitte, besser bekannt als Missio, wird auch im kommenden Jahr finanziell unterstützt. Die Stadt Würzburg sowie die Landkreise Würzburg und Main-Spessart beteiligen sich gemeinsam an der Finanzierung, um den Fortbestand der größten Geburtshilfeeinrichtung der Region zu sichern. Insgesamt stellen die drei Gebietskörperschaften mehr als 1,8 Millionen Euro zur Verfügung.
Hintergrund der Unterstützung ist die angespannte wirtschaftliche Lage der Geburtsstation. Trotz rund 2.500 Geburten pro Jahr arbeitet die Einrichtung seit Jahren defizitär. Allein im vergangenen Jahr belief sich das Minus auf etwa 2,8 Millionen Euro. Die Höhe der kommunalen Zuschüsse richtet sich nach der Anzahl der Frauen aus den jeweiligen Gebietskörperschaften, die in der Missio entbinden. Für den Landkreis Main-Spessart ist die Beteiligung Teil des gesetzlichen Auftrags zur Sicherstellung der stationären Versorgung, wenn eine Schließung droht – gleichzeitig bleibt die Wirtschaftlichkeit ein zentrales Kriterium.
Ein zunächst diskutierter Betrauungsakt, mit dem die Geburtshilfe zur kommunalen Pflichtaufgabe geworden wäre, ist vom Tisch. Stattdessen wollen die Stadt Würzburg sowie die Landkreise Würzburg und Main-Spessart gemeinsam mit dem Klinikum Würzburg Mitte einen Wirtschaftsprüfer beauftragen. Ziel ist eine detaillierte Analyse der wirtschaftlichen Situation, um auf dieser Grundlage eine tragfähige Lösung für die Zukunft der Geburtshilfe zu entwickeln. Für diesen Prozess soll sich mindestens ein weiteres Jahr Zeit genommen werden.
Zweiter Schwerpunkt des Pressegesprächs war die Notfallversorgung im Landkreis Main-Spessart. Diese soll künftig durch das neue Zentralklinikum in Lohr am Main sichergestellt werden, das derzeit auf dem Sommerberg entsteht. Grundlage der Planung ist ein medizinisches Konzept, das sich an den demografischen Entwicklungen der Region orientiert. Im Fokus stehen Krankheitsbilder wie Herzinfarkt, Schlaganfall sowie chirurgische und orthopädische Eingriffe, die insbesondere bei einer älter werdenden Bevölkerung an Bedeutung gewinnen.
Das neue Zentralklinikum ist nicht als klassisches „größeres Krankenhaus“ geplant, sondern als moderne, strukturell neu ausgerichtete Versorgungseinrichtung. Ziel sind gebündelte Kompetenzen, klare Spezialisierungen und kurze Wege – für mehr Qualität und Patientensicherheit. Die Gesamtkosten des Neubaus liegen bei rund 157 Millionen Euro, davon werden etwa 109 Millionen Euro durch Bund und Land gefördert. Parallel zum Bau werden medizinische Angebote bereits ausgebaut, unter anderem durch die Einführung der Thrombektomie bei Schlaganfällen. Insgesamt sind 280 Betten vorgesehen, die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2027 geplant.