Es sind seit Jahren dieselben zwei Probleme mit denen deutsche Kitas konfrontiert werden. Fehlende Kitaplätze und der Fachkräftemangel. Auch in Würzburg sind die Einrichtungen betroffen. Die Kita an der Löwenbrücke hat aufgrund eines Erweiterungsbaus jetzt aber 27 neue Plätze zur Verfügung. Wir haben uns die aktuelle Lage mal näher angeschaut und gleichzeitig einen Blick auf das fast vollendete Millionenbauprojekt in der Mergentheimerstraße geworfen.
Es ist bereits die 4. Erweiterung der Kita an der Löwenbrücke. Ein nagelneues Gebäude das sich durch einen Verbindungstrakt an das alte Bestandsgebäude anfügt und zusätzliche 27 Kitaplätze ermöglicht.
„Mit neuem Bewegungsraum, neuem Gruppenraum, neuem Personalzimmer, neuer Gang und neue Sanitärräume und Technikraum, also da versteckt sich einiges, weil es ist so ein Musterenergiegebäude. Beispielhaft für die Zukunft, wie man so bauen kann.“, so der Kita-Leiter Christian Gündling.
Konkret heißt das: Nachhaltiger Stahlbeton wurde verwendet – auch um bei möglichem Hochwasser optimal gewappnet zu sein.
„Und wenn wir an die Investitionszyklen in der öffentlichen Hand denken, müssen wir davon ausgehen, dass das Gebäude die nächsten 60 – 80 Jahre so weitergenutzt werden wird. Dafür haben wir auch im Innenbereich ausschließlich nachhaltige Baustoffe eingesetzt und eine Photovoltaikanlage mit entsprechender Begrünung. Insofern haben wir auch die Elemente mit eingebaut die uns wichtig sind.“, ergänzt der Baureferent der Stadt Würzburg Benjamin Schneider.
Auch im Außenbereich sind die Neuerungen deutlich zu erkennen. Bei unserem letzten Dreh vor rund 3 Jahren wirkte es hier teilweise etwas kahl – jetzt erblüht die Kita in saftigem Grün. Und genug Platz zum spielen gibt es für die Kinder des „Bewegungskindergartens“ natürlich immer noch.
„Mit den neuen Räumen erweitern wir unser pädagogisches Konzept. Wir haben vorher schon sehr offen gearbeitet, dass die Kinder viel selbst bestimmten konnten, wo sie hingehen. Allerdings hatten wir immer nur einen Raum und jetzt haben wir mehrere Räume.“, freut sich Gündling.
Ganz fertig ist der Bau noch nicht – bis Anfang Juli sollen aber die letzten Arbeiten erledigt sein. Circa 2,7 Millionen Euro hat das ganze Projekt die Stadt Würzburg gekostet. Rund 4 ½ Jahre hatte sich der gesamte Bauprozess gezogen.
2017 gab es die ersten Gespräche mit der Stadt. Der Grund: Kitaplätze in Würzburg waren und sind nach wie vor sehr rar.
„Von den mehreren Plätzen die fehlen sind jetzt 27 weg. Aber das ist nach wie vor dreistellig. Also es gibt ja noch andere Kitas wo gebaut wird, es ist etwas entspannter, aber immer noch so, dass viele Familien keinen Kindergartenplatz kriegen. Zum Teil bis die Kinder fünf Jahre alt sind. Und gerade Kinder mit Migrationshintergrund nehmen nicht anderen Kindern die Plätze weg, sondern sie sind die, die nicht zum Zug kommen, was Anhand des Umgangs mit der Sprache ein Desaster ist. Dass die Kinder nicht rechtzeitig in Kitas reinkommen.“, so Gündling über die massive Versorgungslücke.
Sind die 27 neuen Plätze also nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Nach wie vor sind allein in Würzburg hunderte Kitaplätze die fehlen. Was könnte hier ein Lösungsansatz sein?
„Jedem Kita Kind muss einfach ein Platz zur Verfügung stehen, das ist schon rechtlich so. Aber wer sich nicht auskennt, wird auch keinen Platz einklagen. Und Bauten dauern zu lange. Von der Idee bei uns bis zur Fertigstellung 8 Jahre. Das ist einfach zu lange. Da sind manche Kinder schon in der Schule. Das ist einfach ein Prozess der zu lange dauert.“, beklagt Gündling.
Und auch der Fachkräftemangel ist immer noch ein großes Problem in deutschen Kitas – auch an der Löwenbrücke. Gut ausgebildetes Personal ist heutzutage sehr selten, wie uns Gündling erzählt. Sein Appel ist eindeutig:
„Mehr Geld muss in die Kitas rein. Wenn mehr da ist, können sich die Träger auch mehr leisten und es wird auch für Leute attraktiver in den Beruf zu gehen, wenn die Arbeitssituation besser wird. Er hat jetzt den Ruf, dass es viel Stress macht und auslaugt. So holt man keine Leute zurück, die vielleicht nach der Elternzeit gegangen sind. Die gehen dann wo anders hin.“
In den vergangenen Wochen lief daher eine Aktion mit dem Namen „Wimpel für den Wandel“ an der sich verschiedenste Kitas beteiligten.
„In München war die Übergabe von 9.000 Wimpeln, die von Kindern gestaltet wurden und zeigen was sich verändern muss. Die werden jetzt bald an die zuständige Ministerin übergeben und ich hoffe, dass das Signal bei ihr ankommt, das sich hier was tun muss.“, so Gündling.
Wir ziehen Fazit: der Fachkräftemangel ist nach wie vor ein großes Problem. Auch die fehlenden Kitaplätze waren und bleiben problematisch. Der Erweiterungsbau der Kita an der Löwenbrücke ist aber ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.