Bereits zum 275. Mal wurde in Sickershausen, einem Stadtteil von Kitzingen, Kirchweih gefeiert. Berühmt für lebendige Veranstaltungen, berüchtigt für ausschweifende Gelage – und bekannt für feste Traditionen. Nach dem Rathaussturm am Samstag, startet der Sonntag mit dem Kirchweihumzug. Heuer findet der zum 101. Mal statt.
Was für Außenstehende zunächst etwas eigentümlich wirkt, ist für den langjährigen Mitorganisator und kreativen Kopf der Kerm, Gerd Pfau, gelebte Tradition.
Doch bevor die Geometer – zu erkennen an der traditionell schwarzen Kleidung und den Zylindern – zum Graben auffordern, müssen die Ausgräber – zu erkennen an den weißen Hemden und roten Tüchern – noch ein paar Aufgaben bestehen. Angeordnet werden diese in Reimform vom Kirchweihprediger Thomas Beer. Ein bisschen tiefer ins Glas geblickt haben die Geometer. Denn die Tradition besagt, dass sie während der fünf Kirchweihtage nicht nach Hause gehen dürfen, sondern ihre Nächte zusammen verbringen müssen. Nur eine von vielen originellen Traditionen, die in Sickershausen jedes Jahr fast alle Bürgerinnen und Bürger zusammenbringt. Vier Löcher werden gebuddelt, doch lediglich in einem davon findet sich das gesuchte volle Bierfass, mit dem die Kirchweih offiziell ausgegraben wird. Bei all dem Ehrgeiz der Ausgräber geht dann auch schon der ein oder andere Spaten drauf.
-> Nach der Beerdigung kehrt dann auch langsam wieder Ruhe in Sickershausen ein. Und die Geometer dürfen endlich wieder duschen und zuhause, im eigenen Bett auskatern. Eine außergewöhnliche Tradition, in einem Dorf mit außergewöhnlichem Zusammenhalt und Gemeinschaft.