Küchenabfälle in den Biomüll werfen, im Garten ein paar Äste schneiden, den Rasenschnitt entsorgen – für viele gehört das zum Alltag. Was danach mit dem Entsorgten passiert, bleibt jedoch meist unsichtbar. Genau dort beginnt die Arbeit der Gesellschaft für Bioabfallwirtschaft Aschaffenburg. Seit 30 Jahren sorgt sie dafür, dass all das, was bei den 240.000 Menschen in Stadt und Landkreis anfällt, nicht einfach verschwindet, sondern sinnvoll weiterverarbeitet wird.
Auf dem Gelände der Gesellschaft für Bioabfallwirtschaft Aschaffenburg – kurz GBAB – in der Obernburger Straße spielt sich tagtäglich und doch vor den meisten Augen verborgen, ein wichtiger Kreislauf ab. Ein Kreislauf, der seit nunmehr 30 Jahren zuverlässig für Stadt und Landkreis funktioniert. Aus rund 12.500 Tonnen Grünabfall entstehen hier Jahr für Jahr hochwertiger Kompost und Brennstoff für das Biomasseheizkraftwerk der Aschaffenburger Versorgungs-GmbH. Aus weiteren 13.600 Tonnen Bioabfall wird außerdem wertvolles Biomethan gewonnen:
„Am Anfang haben wir einfach nur den Biomüll verwertet, haben dann Kompost draus gemacht. Dann haben wir gesagt, wir bauen eine Vergärungsanlage, erzeugen mit dem Gas, das wir verbrennen, Strom. Und wir können damit ungefähr 1500 Haushalte mit Strom versorgen. Als Äquivalent. Und das ist doch schon beachtlich und bringt sehr viel.“, so Oberbürgermeister Jürgen Herzing.
Mit der Trockenvergärung bei hohen Temperaturen setzte die GBAB weltweit Maßstäbe. Besuchergruppen aus aller Welt reisen bis heute nach Aschaffenburg, um das System zu sehen.
Doch der Bioabfall ist nur ein Teil dessen, was am Standort zusammenläuft. Die GBAB betreibt zusätzlich die zentrale Müllumladestation für die ganze Region. So landen hier jährlich 28.000 Tonnen Restmüll aus Stadt und Landkreis, bevor große Transporter die Mengen weiter in die Müllverbrennungsanlagen nach Schweinfurt oder Würzburg bringen, wo daraus Fernwärme entsteht. Dieses System reduziert Fahrten, senkt Emissionen und entlastet den Gebührenzahler. Doch auch Rückschläge blieben nicht aus: Zwei Großbrände – 2012 und 2022 – zerstörten Teile der Müllumladestation. Vermutlich hatten sich im Restmüll falsch entsorgte Akkus selbst entzündet.
„Die Müllumladestation musste nach dem Brand komplett abgerissen werden und man hat dann hier mit diesen Betonquader gearbeitet. Die einfach hier vor Ort gegossen worden, sehr stabil sind, auch einen Brand mit aller Wahrscheinlichkeit überstehen würden. Und dann haben wir mit einer Stahlkonstruktion oben das Dach gemacht und Folie. Und so haben wir dann doch einen relativ einfachen Bau gemacht, trotzdem in Summe 600.000 € investiert und wir haben eben auch in einen vorbeugenden Brandschutz investiert. Das heißt, wir haben Kameras, die nonstop diesen Müll beobachten, die Temperatur messen und dann Alarm schlagen, wenn es zu heiß wird. Und dann geht eben die Sprinkleranlage an, die das Feuer, das sicherlich irgendwann kommen wird – es ist eine Frage der Zeit – tief halten soll, bis die Feuerwehr eintrifft und dann den Brand löschen kann.“, so Geschäftsführer Stefan Maunz.
Mit dem 30. Jubiläum wurde nun also auch die Wiedereröffnung der neuen Umladestation gefeiert. Dass die Abläufe heute so reibungslos funktionieren, war allerdings nicht immer selbstverständlich. In den späten 1980er-Jahren waren Stadt und Landkreis in der Abfallfrage tief zerstritten. Die Stadt hatte die Biotonne früh eingeführt und ihre eigene Kompostanlage errichtet, der Landkreis plante eine zweite – praktisch Tür an Tür. Hohe Deponiegebühren, fehlende Kapazitäten und politische Differenzen bestimmten jahrelang die Debatte.
„In den 80er Jahren hat sich ein Müllproblem aufgezeigt, weil die Deponien voll sind. Und wir haben in Stadt und Landkreis überlegt: Was machen wir? Macht jeder was Eigenes? Wir haben die GBAB gegründet, wir verwerten die Stoffe, wir machen Strom, wir machen Gas damit. Der Rest, der verbrannt wird, wird Fernwärme gemacht. Allerdings in Schweinfurt, im Kraftwerk. Und jetzt haben wir auch noch seit einigen Jahren eine Müllumladestation, die heute auch offiziell eröffnet wird. Also 30 Jahre GBAB Stoffverwertung und -trennung und die neue Müll Ladestation. Das ist für die Bürgerinnen und Bürger im Stadt und Landkreis eine tolle Sache.“, resümiert Jürgen Herzing.
Und auch für die kommenden Jahre ist der Standort gut vorbereitet: Die Stadt Aschaffenburg hat den Pachtvertrag verlängert, ein neues Betriebs- und Verwaltungsgebäude ist geplant, zahlreiche Modernisierungsmaßnahmen sollen die Anlage fit für die Zukunft machen. 30 Jahre nach ihrer Gründung zeigt die GBAB also, wie aus alltäglichen Abfällen Energie, Wärme und neue Ressourcen entstehen – und wie aus einer einst nüchternen Vernunftentscheidung ein echtes Erfolgsmodell werden konnte.