An den Hochschulen studieren heute genauso viele Frauen wie Männer. Doch in den höheren wissenschaftlichen Positionen sieht das Bild ganz anders aus. Unter den Professuren ist nur etwa jede vierte Stelle von einer Frau besetzt. Diese Zahlen zeigen, wie schwierig der Aufstieg in der Wissenschaft für Frauen noch immer ist. Der ZONTA Club Würzburg möchte genau das ändern. Mit der jährlichen Verleihung des Wissenschaftspreises soll die wissenschaftliche Leistung von Frauen sichtbar gemacht und gezielt gefördert werden. Am Mittwoch wurde er zum 30. Mal verliehen.
Es ist ein Abend, an dem spürbar wird, wie viel Kraft Sichtbarkeit entfalten kann. Das Audimax der Universität Würzburg ist gut gefüllt mit Wissenschaftlerinnen, Studierende und Unterstützerinnen und Unterstützer, die gekommen sind, um ein gemeinsames Ziel zu feiern: herausragende Leistungen von Frauen sichtbar zu machen. Denn der ZONTA Club Würzburg hat am Mittwoch zum 30. Mal seinen Wissenschaftspreis verliehen. Seit drei Jahrzehnten würdigt der Club damit junge Forscherinnen, die mit Mut, Ausdauer und Exzellenz ihren Weg in der Wissenschaft gehen – häufig trotz struktureller Hürden, die bis heute spürbar sind.
„Es gibt viele Studierende. Aber wenn man dann später in höhere Positionen kommen will, wird es doch schwieriger, Beruf und Familie zu vereinbaren. Und das war, so der Gedanke dahinter. Man wollte auch Vorbilder sicher machen, sichtbar machen, damit andere junge Frauen sehen Ich kann Erfolg haben, auch in der Wissenschaft. Ich kann das schaffen und damit inspirieren.“, so Esther Knemeyer, ZONTA Club Würzburg.
Eine besondere Perspektive brachte Professorin Dr. Christiane Waller mit ihrer Festrede ein. Die Direktorin des Nürnberger Klinikums und ZONTA-Preisträgerin von 2003 sprach darüber, wie Frauen Führungspositionen erreichen – und welchen inneren wie äußeren Widerständen sie dabei begegnen. Sie machte deutlich, dass Konkurrenzdruck, die schwierige Vereinbarkeit von Karriere und Familie sowie die Tendenz vieler Frauen zur Selbstunterschätzung noch immer Wege versperren. Umso wichtiger sei es, Vorbilder sichtbar zu machen. Eines dieser Vorbilder ist nun auch Juniorprofessorin Dr. Alicia von Schenk. Ihr Mentor Prof. Martin Kukuk bezeichnete ihren Weg in der Laudatio als „außergewöhnlich“ – und das trifft es. Mit 15 legte sie ihr Abitur ab, anschließend studierte sie parallel Mathematik und Wirtschaftswissenschaften. Mit nur 26 Jahren wurde sie Juniorprofessorin an der Universität Würzburg – eine der jüngsten in Deutschland. Und nun, im Alter von 30 Jahren, erhielt sie den 30. ZONTA Wissenschaftspreis.
„Ja, ich hoffe, dass je mehr Frauen wir da auch sichtbar machen und Frauen wie in der Wissenschaft sichtbar machen, das zu mehr Frauen können und vielleicht auch motivieren und begeistern so einen Weg zu gehen. Und der Weg in der Wissenschaft ist kein leichter, ist durchaus ein steiniger Weg und man muss dranbleiben und muss Mut zeigen. Und ich hoffe und wünsche mir sehr, dass mit solchen Preisen, mit solchen Maßnahmen zur Sichtbarkeit auch andere Frauen inspirieren.“, so Alicia von Schenk, Preisträgerin des 30. Wissenschaftspreises.
Alicia von Schenk widmet sich in ihrer Forschung den Fragen, die entstehen, wenn Menschen auf moderne Technologien treffen – und wie sich Entscheidungen in solchen Situationen formen. Ein Thema, das in Zukunft zunehmend an Bedeutung gewinnen dürfte:
„Ja, ich bin sehr interessiert an der Interaktion mit künstlicher Intelligenz. Ich finde das sehr spannend, wie wir Menschen mit künstlicher Intelligenz interagieren. Wie verändern wir vielleicht auch unser Verhalten? Wie sozial verhalten wir uns im Umgang mit künstlicher Intelligenz und wie sehr sind wir bereit, solche Systeme zu akzeptieren? Mich interessiert da eben insbesondere die menschliche Seite. Ich forsche sehr an der Verhaltensökonomik.Das ist so an der Schnittstelle von Wirtschaftswissenschaften und Psychologie und versucht, menschliche Entscheidungen besser zu fassen und besser zu verstehen.“, so von Schenk.
Dieser Abend hat gezeigt, wie viel Kraft darin liegt, Frauen in der Wissenschaft Raum zu geben und ihren Weg zu unterstützen. Für Alicia von Schenk dürfte dieser Preis jedenfalls nicht das letzte Kapitel einer bemerkenswerten wissenschaftlichen Laufbahn sein.