Sie verbringen Tage und Nächte allein hinter dem Steuer – unterwegs für unser tägliches Leben: für volle Regale, warme Mahlzeiten, funktionierende Lieferketten. Doch einmal im Jahr markiert der Kalender eine große Verschnaufpause. Dann wird aus Fernfahrern eine große Gemeinschaft und die Fahrerinnen und Fahrer präsentieren stolz ihre rollenden Wohnzimmer auf Unterfrankens wohl bekanntester Raststätte: dem Autohof in Geiselwind.
Wenn der Autohof Strohofer in Geiselwind zum Wallfahrtsort für PS-Junkies, Cowboy-Hüte und kernige Klänge wird, dann ist eines klar: Das Trucker & Country Festival hat wieder gerufen – und Tausende Besucherinnen und Besucher sind dem Ruf gefolgt. Über 700 Trucks – glänzende Riesen aus Stahl und Chrom – rollten über Pfingsten in den Steigerwald um bewundert zu werden. Ob „King of the Road“ oder „Queen of Diesel“: Vier Tage lang standen die wahren Helden der Straße endlich mal wieder im Rampenlicht.
„Ja, das Festival gibt es so lange wie den Autohof, seit 81, also wir sind im 44, Jahr und es hat angefangen, dass wir den Truckern und den Spediteuren mal eine Plattform geben wollten, sich einmal im Jahr zu treffen und gemeinsam mal zu feiern, sich wiederzusehen. Und es hat so guten Anklang gefunden, dass wir es weiterführen.“, so Ruth Strohofer, Veranstalterin des Festivals.
Wo sonst der Stress der Straße den Takt vorgibt, war nun Zeit für Benzingespräche, BBQ-Duft und Basslines. Und hier regieren nicht etwa nur Pferdestärken, sondern auch Herz und Handschlag. Das Trucker und Country-Festival ist wie ein großes Familienfest:
„Ja, das sind so viele persönliche Momente, einerseits wiedertreffen mit Truckern, die früher Stammgäste waren, die wiederkommen als Rentner. Wir hatten Hochzeiten, Taufen schon, die sich hier quasi auch kennengelernt haben. Also die Palette ist so vielfältig und so schön auch das Zusammensein, an dem Country-Mitmachtgottesdienst also von der Atmosphäre. Ich glaube, es toppt einfach immer alles. „, so Strohofer.
Der Geruch von Gummi mischte sich mit dem von Gegrilltem, während aus allen Ecken das Dröhnen der Motoren und der Klang der Westerngitarren erklang. Dazwischen schlenderten Fans, Familien und Fernfahrer über das riesige Areal, deckten sich mit Country-Accessoires ein oder staunten über die in Reih und Glied geparkten Trucks. Übrigens eine logistische Meisterleistung:
„Die rollende Stadt ist, einmal im Jahr steht sie quasi fast still. Dann, wenn Truckerfest ist, dann stehen alle Trucks hier und wir haben tatsächlich Freitagmorgen in Anführungszeichen „Stop Autohof“ – 700 Trucks kommen, die werden gestellt und dann geht das Truckerfest los bis Montagabend. Bis wir alle wieder fahren.“, erzählt uns Ruth Strohofer.
Für die besonders Neugierigen öffneten die Asphaltcowboys auch die Türen zu ihren rollenden Wohnzimmern – nicht ganz ohne einen gewissen Stolz. Einige der Zugmaschinen präsentierten sich mit Airbrush-Kunstwerken sogar als fahrende Leinwände.
Und auch musikalisch wurde das Gaspedal durchgedrückt: Ob mit Country-Ikonen wie Truck Stop oder einem Taylor-Swift-Tribute – die Stimmung kochte tagelang. Passend dazu wirbelten begeisterte Linedancer in Reih und Glied durch die Halle und folgten mit dem Klacken ihrer Stiefel dem Takt. Geiselwind zeigte am vergangenen Wochenende wieder einmal: Wo Trucker fehlen, steht die Welt still – wo sie feiern, lebt sie aber so richtig auf.