Es war ein Tag, an den sich die Rienecker wohl noch lange erinnern werden. 500 Jahre Fasenacht werden in dem kleinen Städtchen gefeiert – und den Höhepunkt bildete ein so noch nie gesehener Faschingszug. Denn im Vergleich zu anderen Umzügen kam dieser ohne Wägen oder Musik aus Boxen aus, sondern er stand ganz im Zeichen der Fastnachtstradition und gelebtem Brauchtum. Hier eine kleine Zusammenfassung dieses Highlights der Faschingszeit.
Schon Stunden bevor sich der Umzug durch die Rienecker Straßen schlängelt, sind Faschingsfans aus nah und fern in der kleinen Stadt unterwegs. Rund 7.500 Zuschauende waren es am Ende, die für ein wahres Highlight nach Rieneck gekommen sind: Denn am Samstag fanden die Feierlichkeiten zum 500-jährigen Fastnachtsjubiläum ihren Höhepunkt. Und dieser Höhepunkt sucht seinesgleichen: 66 Gruppen mit insgesamt gut 2.100 Teilnehmenden zogen knapp 2 Stunden durch die Stadt. Doch was den Umzug so außergewöhnlich machte, sind nicht etwa die beeindruckenden Zahlen, sondern vielmehr der Fokus, den der Umzug hatte. Brauchtum und Tradition standen hier im Vordergrund und daher waren auch nur Gruppen geladen, die diese beiden Punkte verkörpern. So machte der Umzug die Vergangenheit und die Ursprünge der Fastnacht lebendig und greifbar. Deren Wurzeln liegen nämlich in der Austreibung von Dämonen und des Winters, weshalb viele Krampusse, Hexen oder auch Strohbären durch die Straßen zogen. Diese eher gruseligen Kostüme dienten dazu, böse Geister in die Flucht zu schlagen – und das geht am besten mit richtig viel Lärm.
Ein anderer Punkt der traditionellen Fastnacht ist die einheitliche Kostümierung, bei der auch Masken nicht fehlen dürfen. Damit sollte einst sichergestellt werden, dass niemand so richtig weiß, wer hinter der Verkleidung steckt – Gesellschaftliche Unterschiede wurden damit für einen Tag unsichtbar, jeder und jede war gleich. Und dieser friedliche Gedanke der Fastnacht war auch am Samstag zu spüren: Alkoholleichen oder Streitigkeiten gab es keine, die Veranstaltung verlief friedlich. Und auch die Krampusse, Wölfe und sonstige Gestalten waren trotz teils düsterer Maskerade alles andere als böse, im Gegenteil, gerade für die jüngeren Zuschauer hatten sie reichlich Kamelle dabei – Und auch unser Kameramann ging nicht leer aus.
Doch die zahlreichen Gruppen boten nicht nur den tausenden Zuschauerinnen und Zuschauern ein tolles Bild, auch gegenseitig wurden aufmerksam Kostüme und die Geschichte dahinter bewundert. Denn viele der Gruppen kannten sich untereinander gar nicht – wie auch, sie kamen schließlich aus ganz Europa angereist. Österreicher, Slowenen und Tschechen waren der Einladung aus Rieneck gefolgt, letztere gehören sogar zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Untergebracht waren die von weit her angereisten Gruppen auf der Rienecker Burg – stimmten dort schon am Vorabend auf das große Event ein, schlossen Freund- und Bekanntschaften. Und das ist neben der Organisation eines solchen, nie dagewesenen Umzugs, vielleicht das Wichtigste: Dass die Fastnacht in Rieneck die Menschen zusammenbringt – denn genau aus diesem Grund wurde sie vor 500 Jahren auch zum ersten Mal ausgerufen.