Am Samstag hat sich die schreckliche Bombennacht in Würzburg zum 79. Mal gejährt. In nur 20 Minuten schlugen am 16. März 1945 400 Tonnen Sprengbomben und 300.000 Brandbomben nieder, kosteten bis zu 4.000 Menschen das Leben und zerstörten über 80 Prozent aller Häuser. Auch in diesem Jahr fanden rund um den Jahrestag zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt, die an die Schrecken von Krieg und Zerstörung erinnern sollen.
Zum 79. Mal blickte Würzburg am 16. März auf die dunkelste Stunde in der Stadtgeschichte zurück. Am frühen Morgen hatten sich dafür zahlreiche Bürgerinnen und Bürger zusammen mit Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg am Massengrab vor dem Würzburger Hauptfriedhof zur Kranzniederlegung versammelt. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg und seine Folgen erinnerte der Oberbürgermeister daran, dass Würzburg 1945 fast komplett in Trümmern lag und Tausende ihr Leben verloren – so wie heute in vielen Städten der Ukraine.
Für die Versöhnung steht das Wandernagelkreuz der ökumenischen Nagelkreuzinitiative, das nach der Gedenkfeier an Schülerinnen der St. Ursula-Schule übergeben wurde. Das Nagelkreuz wurde aus Nägeln der 1940 zerstörten Kathedrale von Coventry gefertigt, die zusammen mit Hunderten von Menschen einem Angriff der Deutschen Luftwaffe zum Opfer fiel. Über den „Weg der Versöhnung“ fand das Kreuz in die Schule in der Augustinerstraße, wo es bis zum 16. März 2025 aufbewahrt wird. An der ersten Station am Kriegerdenkmal im Ringpark begannen die Schülerinnen aus dem Tagebuch der Schwester Rosa kurz vor dem 16. März zu lesen.
Vom Ringpark ging es weiter auf den Kiliansplatz vor dem Dom, um für den Frieden zu beten, genauso wie Schwester Rosa es in den Tagen vor dem Angriff getan hatte. Doch nicht nur aus ihren Tagebucheinträgen wissen wir – es kam ganz anders. Nach einem Angriff von 23 Minuten gehörte Würzburg zu den schwerstbeschädigsten Städten Deutschlands.
Am Standort der ehemaligen Synagoge in der Domerschulstraße machte der Versöhnungsweg zum dritten Mal Halt und die Schülerinnen lasen aus den Berichten am Tag danach. In der St.-Ursula-Schule fand der Versöhnungsweg schließlich sein Ende und zum ersten Mal nach langer Zeit wieder Hoffnung in den Briefen von Schwester Rosa auf. Schon lange geht es nicht mehr um die Aufbau der Häuser, so die abschließenden Worte, vielmehr aber um den inneren Aufbau, um das Mitwirken an einer menschenwürdigen und guten Gesellschaft.