Der 8. Mai ist ein geschichtsträchtiges Datum: Als Tag der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus läutete er 1945 das Kriegsende in Europa ein. Nachdem weite Teile Deutschlands von den Alliierten besetzt wurden, folgte die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Nun, genau 80 Jahre später, erinnert man sich – wie in vielen anderen Städten – auch in Würzburg an die Grauen des Krieges sowie die vielen Opfer, die er gefordert hatte.
Gedenkstunde in Würzburg anlässlich des 80. Jahrestags des Kriegsendes 1945. An der Kriegsgräberstätte auf dem Hauptfriedhof wird gemeinsam der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs gedacht. Viele Einzelschicksale sind bis heute ungeklärt – zu groß ist die Zahl der Getöteten. Diese Geschichten ans Licht zu bringen, hatte sich das Projekt-Seminar mit dem Namen „Im stillen Gedenken – Auf den Spuren der Würzburger Kriegsgräberstätten“ auf die Fahnen geschrieben. Entstanden sind vier Geschichts- und Erinnerungstafeln, welche auszugsweise Informationen zu dieser Ruhestätte sowie einzelnen, hier begrabenen Menschen liefern. Insgesamt zehn Schülerinnen und Schüler des Friedrich-König-Gymnasiums haben sich gemeinsam mit ihrer Lehrerin Doris Winter in die Recherche gestürzt und über einen Zeitraum von zwei Jahren dieses Projekt erarbeitet.
Durch bestimmte Zufälle hatten sich gewisse Personen herauskristallisiert, welche dann im Fokus der Recherche standen. Anschließend galt es die einzelnen Puzzleteile zusammenzufügen. Dabei stieß man nicht nur auf einfache Soldaten, die vom Krieg verschlungen wurden, sondern auch beispielsweise auf den aus Würzburg stammenden SS-Oberführer Otto Jungkunz, dessen Akte in Berlin bis dahin unberührt geblieben war. Angeregt wurde das Projekt 2021 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge – es entstand die Zusammenarbeit mit dem FKG. Eigentlich sprengte das Vorhaben den Rahmen eines Projekt-Seminars, doch sowohl Schülerschaft als auch Lehrkraft bewiesen außerordentliche Ausdauer und großes Interesse. Wer einen tieferen Einblick in die Arbeit erhalten möchte, kann dies per QR-Code tun oder die Website des Gymnasiums besuchen. Der Grundstein ist gelegt – nun müsste es eigentlich mit den Recherchen weitergehen. Dies müsse dann allerdings noch weiter didaktisch aufbereitet werden, so Winter. Vielleicht ja auch auf Hochschulebene.
Und während die Jugend hier in der Vergangenheit gräbt, erinnern ältere Generationen auf dem Dominikanerplatz an die Schrecken des Krieges: Die „Omas gegen Rechts“ halten eine Mahnwache ab. Im Zuge dessen spricht die Gruppe mit Menschen in der Stadt, singt umgedichtete Lieder und verliest Ausschnitte aus diversen Texten, etwa von Martin Niemöller oder auch von Überlebenden aus Buchenwald. Was kann man hier insbesondere den jungen Menschen mit auf den Weg geben? Es sei wichtig, dass sich die jungen Leute gut informieren – und das nicht ausschließlich über TikTok oder ähnliche Kanäle, meint Ulrike Erold von den Omas gegen Rechts. Zudem gebe es noch Zeitzeugen, Dokumentationen und entsprechende Gedenkstätten. Hier habe die Schule eine wichtige Aufgabe, so Erold. Dieser Aufgabe hat sich in Würzburg also zumindest schon einmal das Friedrich-König-Gymnasium gewidmet. Mit Hingabe gegen das Vergessen, denn unsere Demokratie braucht Mitwirkung und Kraft.