Gestern war der „Aktionstag Substitution“ – Denken Sie bei diesem Wort auch gleich an den Matheunterricht? Da liegen Sie zwar nicht falsch, der gestrige Tag drehte sich aber nicht um Rechenkunde, sondern um eine Therapieform für Heroin-Abhängige – zum Beispiel in Form von Tabletten. Denn etwas substituieren bedeutet auch etwas ersetzen. Auch das Kontaktcafé Flow in Würzburg hat gestern den Fokus auf das Thema Substitution gelegt, um Abhängige aufzuklären und Ärzte darauf aufmerksam zu machen.
Der Aktionstag möchte Betroffene aufklären und das Thema in die Öffentlichkeit tragen. Das Ziel: 100.000 Substituierte bis 2022. Denn von rund 165.000 Heroinkonsumenten in Deutschland wird nur etwa die Hälfte substituiert. Das liegt aber nicht nur daran, dass die Therapieform unter den Betroffenen zu wenig bekannt ist. In Würzburg gibt es nur drei betreuende Ärzte, die Therapieplätze sind knapp – man muss sich bewerben.
Einer, der es geschafft hat, ist Andrii. Mit der Hilfe der Mitarbeiter vom Kontaktcafé Flow hat er vor rund 2 Wochen einen Platz im Substitutionsprogramm erhalten. Dafür musste er allerdings 1,5 Jahre warten. Seit rund 10 Jahren lebt der 29-Jährige in Würzburg. In den vergangenen Jahren hat er sich nur noch sehr selten Heroin gekauft. Um seine Entzugsentscheidungen zu minimieren besorgte er sich anstatt dessen meistens Bestäubungsmittel auf dem Schwarzmarkt. Durch den Platz im Substitutionsprogramm bekommt er die nun täglich legal vom Arzt. Dadurch hat sich Andriis Leben zum Besseren verändert.
Im Kontaktcafé Flow hofft man, dass der Aktionstag auch Ärzte zum Umdenken angeregt hat. Denn Sucht kommt oft mit voller Wucht und kennt keine Pause – im letzten Jahr gab es noch immer 248 Drogentote alleine in Bayern, mit Abstand die häufigste Ursache war Heroin. Substitution kann also Leben retten.