Klimawandel, politische Rahmenbedingungen, Tierseuchen und mehr – Gesprächsbedarf gibt es in der Landwirtschaft wie immer reichlich. Beim jährlichen Erntepressegespräch informieren Vertreterinnen und Vertreter aus der Landwirtschaft zur aktuellen Lage in Unterfranken. Eine zentrale Herausforderung sei in diesem Jahr das Wetter, so Stefan Köhler, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes in Unterfranken und Mitglied des Europäischen Parlaments.
„Wir hatten im Frühjahr eine Frühjahrstrockenheit, die bei manchen Kulturen wirklich zu Einbußen geführt hat, speziell beim Raps und bei der Sommergerste. Aber die anderen Kulturen haben dann noch rechtzeitig Wasser bekommen. Aktuell sind wir immer noch in der Erntephase – viele Weizenbestände stehen noch. Und da ist natürlich der Niederschlag schwierig. Weil durch die Niederschläge auch die Qualität leiden kann. Sprich: Man kann den Weizen dann nicht mehr zu Backen von Brot hernehmen, sondern das wird dann Futtergetreide und dann ist es halt weniger Wert.“
Ähnlich sieht das Bio-Landwirt Bernhard Krückel aus Gramschatz – er baut unter anderem Luzerne, Emmer, Dinkel, Hafer und Zuckerrüben an:
„Wir sind mit der Ernte ziemlich fertig, aber die Herausforderung war die ganze Zeit das trockene Wetter. Die Ackerböden haben zum Beispiel nur ein Drittel vom Ertrag der letzten Jahre gebracht. Die anderen Früchte, die Winterungen, also der Emmer und der Dinkel, die waren eigentlich recht gut muss man sagen. Besser als gedacht nach dieser Trockenheit. Nur für die Sommerungen, Zuckerrüben und so weiter, da wissen wir noch nicht, wie es ausgeht.“
Insbesondere beim Getreide sieht die Marktlage aktuell heikel aus – insgesamt gebe es genügend Getreide durch die weltweite Konkurrenz, etwa aus den USA, Ukraine und Russland, so Köhler. Aktuell seien die Preise zu niedrig, um alle Kosten decken zu können. Auch das Thema Nebenerwerbsbetriebe ist wieder in den Fokus der gemeinsamen Agrarpolitik gerückt, da die EU-Kommission künftig nur noch landwirtschaftliche Betriebe fördern möchte, welche auch wirklich bedürftig sind. In Unterfranken habe man einen sehr großen Nebenerwerbsanteil von über 80 Prozent, daher wolle man, dass diese Betriebe weiterhin unterstützt werden, erklärt Köhler.
Der Bauernverband begrüße zwar erste Maßnahmen der neuen Bundesregierung, wie etwa die Wiedereinführung der Agrardieselrückvergütung ab 2026, dennoch müsse man den Bauernfamilien bessere Perspektiven bieten.
„Dass wir unsere Landwirte behalten und nicht verlieren, weil wir einfach aufgrund von Sparmaßnahmen viele Leute nicht mehr dazu bringen, in die Landwirtschaft einzusteigen und die Betriebe zu übernehmen. Wenn man weiß, dass der durchschnittliche Betriebsleiter 57 Jahre in Europa alt ist.“
Themen wie der geplante Anstieg des Mindestlohns, die Verbreitung der unerwünschten Schilf-Glasfügelzikade oder auch Vorschläge der EU-Kommission zum Mehrjährigen Finanzierungsrahmen ab 2028 beschäftigen die Landwirtschaft. Die allgemeine Lage scheint schwierig – die Hoffnungen der Betroffenen liegen in der Politik. Doch hier gilt es, das möglicherweise beschädigte Vertrauen wieder aufzubauen.