Am 26. Januar ist Welt-Lepra-Tag, ein Tag an dem die „vernachlässigte Krankheit“ und die Menschen, die davon betroffen sind, in den Mittelpunkt rücken. Lepra ist heute vorwiegend in den tropischen und subtropischen Ländern des Globalen Südens verbreitet. Doch als „biblischen Krankheit“ hat sie auch bei uns tiefe Spuren hinterlassen.
Wir begeben uns heute auf die Spuren einer jahrtausend alten Krankheit, die zwar selbst nicht tödlich ist, aber dadurch töten kann, dass sie sehr große soziale Folgen hat. Wir begeben uns auf die Spuren der Lepra in Würzburg. In der Domstadt, dem heutigen Sitz der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe, gab es Ende des elften Jahrhunderts das erste nachweisbare Leprosorium, auch „Siechenhaus“ genannt, in Bayern. Gerade hier, wo wir stehen vor dem Ehehaltenhaus, sieht man an der Kapelle Sankt Nikolaus, die früher als Schleuse gedient hat, für Menschen, die Almosen abgeben wollten. Für die Leprabetroffenen, die in dem sogenannten Siechenhaus hinter dieser Kapelle gelebt haben. Aber es gibt auch tatsächlich noch historische Artefakte aus den damaligen Kapellen, die den Leprosorien angegliedert worden waren. Zum Beispiel in der Kirche St. Burkhard, in der Unteren Zellerau findet man einen sogenannten Leprosen-Stein, der früher im Leprosorium am Zeller Tor gestanden hat. Und wenn man durch die Stadt geht, mit offenen Augen und ein bisschen Hintergrundwissen, dann kann man sehr, sehr viele historische Spuren noch entdecken.“
Die Krankheit Lepra, nahm in Europa ein langes und dunkles Kapitel ein. Die Betroffenen hatten eine paradoxe Position in der Gesellschaft: Sie verloren fast all ihre Rechte, mussten ihr Zuhause verlassen und durfte ihre Liebsten nie wieder sehen. Andererseits galten sie als von Gott ausgezeichnet: als Sünderinnen und Sünder, die bereits im irdischen Leben Buße tun, glaubte man, würden sie nach ihrem Tod das Fegefeuer umgehen. Es war damals die Pflicht eines guten Christen, sich um die Leprabetroffenen zu kümmern. Das heißt, es gab ein Doppelgesicht sozusagen vom Christentum. Einerseits gab es sehr viel Unwissen über die Krankheit, andererseits wusste man Jesus hat die zehn Aussätzigen geheilt. Bild mit Jesus – Clip 11 drüberlegen
Das heißt, es ist Pflicht eines guten Christen, sich um sie zu kümmern. Deswegen war es so, dass die Leprosorien, sie waren schon im Blickfeld der Öffentlichkeit und man konnte Almosen sammeln und man konnte dezidiert um Aufmerksamkeit bitten und Aufmerksamkeit erregen.
Die Bewohnerinnen und Bewohner der Leprosorien waren also ausgestoßen, aber auch geschützt. Sie wurden versorgt und hatten ein Dach über dem Kopf – manch ein Obdachloser versuchte gar einen Platz im Siechenhaus zu bekommen. Zustand in den Siechenhäusern. Und sie wurden zum Teil medizinisch behandelt, mit experimentellen Naturheilmitteln wie Schwalbenkot und Geierfett. Heute ist Lepra heilbar und trotzdem stecken sich jährlich rund 200.000 Menschen neu mit Lepra an. Vor allem in Saanikas Heimatland Indien – hier hat sich in den letzten 10 Jahren viel verändert, die Behandlung ist fortgeschritten und trotzdem ist die extreme Stigmatisierung geblieben. Sie ist neben einer eingeschränkten oder gar fehlenden medizinischen Versorgung der Hauptgrund dafür, dass Lepra noch immer so verbreitet ist. Genau dort setzt die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe seit fast 70 Jahren unermüdlich an. Im westafrikanischen Togo könnte es so bereits in sieben Jahren keine Lepra-Neuinfektionen geben – sodass Lepra auch hier hoffentlich irgendwann der Vergangenheit angehört. Wenn auch Sie nun mehr über die Geschichte der Lepra in Würzburg erfahren möchten, dann können Sie das bei einem Spaziergang am Sonntag tun. Dieser startet um 11 Uhr an der Adalbero-Kirche. Im Anschluss lohnt sich ein Blick in die Ausstellung zum Welt-Lepra-Tag im Caritas-Don Bosco Berufsbildungswerk. Oder aber sie erkunden die Innenstadt auf eigene Faust mit dem DAHW-Stadtplan und der Videoführung „Auf den Spuren der Lepra in Würzburg“.