Aktuell läuft vom 19. bis zum 28. September die bayerische Demenzwoche. Denn obwohl sich viele vermutlich etwas unter der Krankheit vorstellen können, findet ein offenes Gespräch darüber nur selten statt. In Aschaffenburg gibt es aktuell eine Ausstellung zu bestaunen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat für Aufklärung zu dieser Krankheit zu sorgen.
Kunst Demenz Gemeinschaft – unter diesem Motto findet im Martinushaus in Aschaffenburg eine Kunstausstellung der etwas anderen Art statt. Bei den Kunstschaffenden handelt es sich nämlich nicht etwa um bekannte Künstlerinnen und Künstler, sondern um Demenzerkrankte. Sie haben die Werke während eines Kunst-Workshops gemalt.
„Die Ausstellung soll vor allem zeigen, dass das Leben mit einer Demenzdiagnose nicht vorbei ist sondern, dass man noch viele neue Sachen machen kann, neue Sachen lernen kann. Das ist auch so ein Vorurteil, dass Menschen mit Demenz eben nicht neue Dinge lernen können. Aber das können sie eben schon. Neue Freundschaften können auch entstehen. Natürlich gibt es auch Herausforderungen. Das will ich gar nicht verschweigen. Es ist sehr schwierig natürlich. Hier soll man aber eben auch aufgefangen werden, dass man eben noch schöne Sachen machen kann.“, Sarah Brendecke, Veranstalterin der Ausstellung.
Im Rahmen ihres Masterprojekts hat sich Sarah Brendecke dem Thema Demenz angenommen. Ihr Ziel ist es, ein Hilfsnetzwerk zu schaffen, in dem Erkrankte von ihrem Umfeld die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Das Thema Demenz ist für sie nämlich ein sehr persönliches.
„Mein Vater hatte eine Alzheimerdemenz und wurde vor allem von meiner Mutter, aber auch von mir, zuhause fast 12 Jahre lang gepflegt. Und anfangs, also kurz nach der Diagnose, hatte er Interesse gezeigt am Malen. Also er hatte vorher noch nie gemalt. Und weil ich schon mein Leben lang, oder sehr lange, gemalt hatte und wir Leinwände und Acrylfarbe schon zuhause hatten, haben wir was aufgebaut und er hatte sehr viel Spaß mit dem Malen. Er konnte zu der Zeit kaum noch was länger als 5 Minuten machen aber vor der Leinwand stand er manchmal länger als zwei Stunden also das war ganz toll.“, so Brendecke.
Schon früh hat sie also gemerkt, dass Kunst ein Ventil für die Betroffenen sein kann. Mehrere Monate lang trafen sich vier Demenzpatientinnen und -patienten, mit und ohne Kunstaffinität, wöchentlich, um an den Kunstwerken zu arbeiten. Dabei konnten sich die Erkrankten und ihre Angehörigen auch gegenseitig unterstützen und austauschen. Künstlerisch kamen dabei ganz unterschiedliche Gemälde zustande. Von abstrakten Formen, bis hin zu dem Abmalen von Fotos konnten sie sich frei ausdrücken. Und trotz der Krankheit konnte man einen Lerneffekt feststellen.
„Eine Teilnehmerin. Da ist die Diagnose dreizehn Jahre mittlerweile her. Die hat ein sehr schlechtes Kurzzeitgedächtnis. Also die hat jedes Mal wieder vergessen, dass sie schon da war und auch während des Workshops hat sie innerhalb einer viertel Stunde vergessen, dass sie das erste Bild schon gemalt hatte. Und trotzdem von Treffen zu Treffen war so ne gewisse Vertrautheit da. Sie wusste irgendwie schon, dass sie mich irgendwie kennt. Also sie hat mal die Hand auf die Schulter was sie am Anfang nicht gemacht hat. Und sie kam auch schneller ins Malen rein. Also mit dem Pinsel. Sie wusste dann schon was sie macht.“, so Brendecke weiter.
Die Ausstellung soll auch für diesen Aspekt der Krankheit sensibilisieren. Im ersten Teil können die Werke der Künstlerinnen und Künstler sowie Informationen über sie als Personen, betrachtet werden. Der zweite steht ganz im Zeichen der Informationsbeschaffung. Hier kann man sich Informationsmaterial zur Krankheit anschauen und mitnehmen. Beim letzten Teil handelt es sich um ein Mitmachprojekt bei dem – sowohl physisch als auch metaphorisch – Brücken gebaut werden. Die Besucherinnen und Besucher können sich hier Karten mitnehmen, auf denen die Hilfswünsche der Betroffenen stehen, und im Gegenzug eine Brücke auf das Ausstellungsstück stellen. Um weitere solcher Brücken bauen zu können wird das Projekt auch anderweitig begleitet.
„Ich wurde von Freunden letztes Jahr angefragt, die von meinem Projekt gehört hatten ob sie das filmisch begleiten könnten und einen Dokumentarfilm drehen könnten. Und ich hab natürlich mit allen Teilnehmenden gesprochen und waren alle tatsächlich begeistert und haben zugestimmt da mitzumachen.“, so Brendecke.
In Zukunft soll das Projekt mit monatlichen Treffen, dafür aber dauerhaft, fortgeführt werden. Zusätzlich wird aktuell daran gearbeitet, im Aschaffenburger Christian-Schad-Museum spezielle Führungen für Menschen mit Demenz anzubieten – Ein weiterer Schritt um den Patientinnen und Patienten mit dieser Krankheit eine Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.