Die ersten Bahnhofsmissionen in Deutschland entstanden Ende des 19 Jahrhunderts. Vor allem in Großstädten waren sie zunächst als Anlaufstelle für alleinreisende Frauen gedacht, die es mit der Aussicht auf Arbeit in die Städte zog – nicht selten gerieten sie dann an Menschenhändler. Das wollten die Initiatoren der Bahnhofsmissionen verhindern. Heute können sich alle Menschen an die Bahnhofsmission wenden, nicht nur in Notlagen.
Auch am Hauptbahnhof in Würzburg gibt es bereits seit 1894 eine Bahnhofsmission. Die Corona-Krise, der Ukraine Krieg und die Inflation hat in den letzten Jahren zu einer deutlichen Zunahme der Inanspruchnahme von Hilfen geführt, wie der Geschäftsführer der Würzburger Bahnhofsmission, Michael Lindner Jung, betont:
„Ehrlich gesagt haben wir momentan Erfahrungen, die wir in den Herausforderungen, in der Vielfalt und auch in der Menge noch nicht kennen. Allein letztes Jahr („2022“ – Anmerkung der Redaktion) hat die Bahnhofsmission 60.000 Hilfekontakte gezählt. Und auf der Basis der jetzigen Hochrechnungen rechnen wir in diesem Jahr („2023″ – Anmerkung der Redaktion) mit noch mehr Menschen.“
Da das nicht nur mit hauptamtlichen Mitarbeitern zu stemmen ist, ist die Bahnhofsmission auf Ehrenamtliche angewiesen. Den 20 Hauptamtlichen stehen rund 40-50 Ehrenamtliche zur Seite die jede Woche unterstützen. Damit die Ehrenamtlichen sich gut zurechtfinden, werden sie regelmäßig in Workshops gecoacht.
Dafür ist unter anderem Johanna Anken zuständig, die schon seit acht Jahren als Sozialarbeiterin in der Bahnhofsmission tätig ist.
Wenn es draußen dunkel wird, ändern sich auch drinnen die Aufgaben – Schichtwechsel! Die Nachtschicht ist den hauptamtlich Beschäftigten vorbehalten. Tina Schieck studiert Sonderpädagogik und ist seit etwa 2,5 Jahren als Werksstudentin bei der Bahnhofsmission angestellt. Pro Nacht sind zwei Rundgänge über den Bahnhof eingeplant. Dabei wird geschaut, ob es den Menschen gut geht. Bei Bedarf werden Decken, Schlafsäcke und auch warmer Tee gereicht.