Di., 26.04.2022 , 18:10 Uhr

Barbarossaplatz-Prozess – Überwachungsvideos zeigen grausame Details

Drei Tage nach Prozessauftakt um den Messerangreifer von Würzburg fand der nächste Verhandlungstag statt. Am Freitag hatte der Beschuldigte, ein inzwischen 33-jähriger Mann aus Somalia, der seit 2015 in Deutschland lebt, über seinen Verteidiger die Taten eingeräumt und um Entschuldigung gebeten. Am Montag erschienen daraufhin zwei Opfer des Angriffs, die sichtlich gezeichnet sind.

Beschuldigter kann Beweisvideos nicht ertragen

Im Prozess um den Messerangriff von Würzburg ging die Verhandlung am Montagmittag in die nächste Runde. Am zweiten Verhandlungstag in den Mainfrankensälen in Veitshöchheim wurden zunächst Handyvideos von Zeugen am Barbarossaplatz gezeigt, im Anschluss das Überwachungsvideo aus dem Kaufhaus, in dem die Bluttat am 25. Juni 2021 ihren Lauf nahm. Bilder, die nicht nur für die Zuschauer, sondern auch für den Beschuldigten Jibril A. am Montag kaum zu ertragen sind. Nach Sichtung von fünf Videos, welche überwiegend zeigen, wie Passanten versuchen, den Täter zu stoppen, meldet sich der Verteidiger des Beschuldigten zu Wort und veranlasst eine kurze Unterbrechung der Verhandlung.

Nach wenigen Minuten kehren der Beschuldigte und sein Verteidiger wieder in den Gerichtssaal zurück. Jibril A. nimmt Platz, stützt seine Arme auf den Tisch und senkt seinen Blick nach unten. Seine Haltung sei nicht despektierlich gemeint, verkündet Schrepfer daraufhin. Er habe seinem Mandanten geraten, während der Sichtung weiterer Videoaufnahmen nach unten zu sehen, damit er den Prozesstag überstehe.

Erstes Opfer des Messerangriffs ist querschnittsgelähmt

Im weiteren Verlauf werden die Videos der Überwachungskameras des Kaufhauses abgespielt. Zu sehen ist, wie der Täter das Kaufhaus am 25. Juni 2021 um 17:01 Uhr betritt, sich die Messerabteilung zeigen lässt und mit einem 32cm großen Küchenmesser durch die Gänge läuft. Der Richter warnt ausdrücklich vor den Bildern, die darauf folgen – einige Anwesende im Gericht blicken weg.

Die erste Person, auf die der Beschuldigte losgeht, ist eine 39-jährige Frau. Nach einem heftigen Stich in den Nacken, sackt sie zusammen und bleibt regungslos am Boden liegen. Die Geschädigte ist am Montag im Gericht – sie hat überlebt, trotz lebensgefährlicher Verletzungen. Dennoch ist sie nicht mehr dieselbe wie zuvor. Bei den beiden Messerstichen in den Nacken wurde ihr am 25. Juni 2021 das Rückenmark durchtrennt – sie ist querschnittsgelähmt, wird nie wieder laufen können, nie wieder das Leben von vor der Tat führen können.

Kaufhausdetektiv tritt in den Zeugenstand

Nach ihr tritt ein Kaufhausdetektiv, der am Tag des Angriffs im Dienst war, in den Zeugenstand. Körperlich scheint der 57-Jährige unversehrt – psychisch jedoch schwer gezeichnet. Der 57-Jährige hat am Tag der Bluttat sein Leben riskiert, um anderen zu helfen. Mit Beschimpfungen wollte er den Beschuldigten auf sich aufmerksam machen, damit dieser von seinen Opfern ablässt. Mit Gegenständen hat er nach dem Angreifer geschlagen und geworfen. Laut eigenen Angaben habe er den Mann am Boden fixiert, bis die Polizei zur Festnahme erschien.

Verhandlungen gehen am 27. April weiter

Der dritte Verhandlungstag findet am Mittwoch, den 27. April in Estenfeld statt. Eine weitere Zeugin soll dann vor Gericht erscheinen und ihre Aussage machen. Für den Prozess gegen den Messerangreifer sind insgesamt 27 Verhandlungstage anberaumt.

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