Eine Mutter sucht seit Monaten vergeblich eine Wohnung, ein Ehepaar scheitert an barrierefreien Umbauten – und Studierende finden zum Semesterstart kein Zimmer. Die Wohnungsnot ist Alltag. In Würzburg beraten die Bauministerinnen und Bauminister der Länder deshalb, wie in Deutschland schneller, einfacher und günstiger gebaut werden kann.
Während in Würzburg die Bauministerinnen und Bauminister der Länder zusammenkommen, bleibt die Lage auf dem Wohnungsmarkt angespannt. 2023 wurden deutschlandweit rund 295.000 Wohnungen fertiggestellt, ein Jahr später nur noch gut 251.000 – ein Rückgang von rund 14 Prozent. Von den lange angepeilten 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr ist Deutschland damit weit entfernt. Viele Verbände kritisieren: Es gehe zu langsam voran, zu viel Bürokratie blockiere den Fortschritt. Genau das soll sich ändern – dafür wurden bei der Bauministerkonferenz am Donnerstag und Freitag wichtige Weichen gestellt.
„Ja, ich hoffe, dass die Bauherren und die Planung und Planer von diesen Möglichkeiten dann Gebrauch machen. Also ich bin überzeugt, alle Verbände, der Verband der Wohnungswirtschaft und so, die sprechen das ja an, die fordern das ja genauso ein, dass wir hier eben die Standards zurückschrauben müssen, um kostengünstiger dann bauen zu können. Das wirkt sich selbstverständlich auf die Miete aus.“
– Christian Bernreiter, Bayerischer Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr
Ein Schwerpunkt der Beratungen ist der neue Gebäudetyp E. „E wie einfach“ bedeutet, dass Bauherren und Unternehmen künftig von bestimmten Vorgaben abweichen dürfen – sofern beide Seiten einverstanden sind.
„Wir müssen den Planern und den Bauherren rechtssicher ermöglichen, von diesen anerkannten Regeln der Technik abzuweichen, von den DIN Normen, die es sehr vielfältig gibt. Sind lediglich 10 % gesetzlich erforderlich und verankert. Hier geht es um Sicherheitsrecht, um Statik, um Brandschutz und solche Dinge. Aber man kann beim Schallschutz, bei anderen Dingen, auch bei der Heizung – wir haben ein Gebäude ohne Heizung, das hätte bisher nicht gebaut werden dürfen. Es funktioniert. Es funktioniert ja in anderen europäischen Ländern, die auch einen Winter haben, zum Beispiel in Österreich oder der Schweiz. Und da wollen wir hin. Das wollen wir ermöglichen.“
– Christian Bernreiter, Bayerischer Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr
Erste Erfahrungen zeigen, dass dadurch rund 15 Prozent der Baukosten eingespart werden können. Nach einem Treffen der Bundesbauministerin und der Bundesjustizministerin soll der entsprechende Gesetzentwurf, der ursprünglich erst Ende 2026 greifen sollte, deutlich früher kommen.
Besonders wichtig ist außerdem der Umbau im Bestand: Viele zusätzliche Wohnungen könnten entstehen, wenn Sanierungen, Aufstockungen oder Umnutzungen einfacher genehmigt würden. Auch hier sollen Vorschriften gelockert und Verfahren beschleunigt werden. Zudem setzt man weiterhin auf den sogenannten Bauturbo – diesen müsse man, so Bundesbauministerin Verena Hubertz, „von den Paragrafen in die Umsetzung bekommen“. Kommunen sollen künftig mehr Spielraum bekommen und weniger Bürokratie bewältigen müssen.
Auch bei der Barrierefreiheit soll es schneller gehen. Umbauten – etwa verbreiterte Türen, Rampen oder der Einbau von Aufzügen – sollen unbürokratischer ermöglicht werden. Deshalb war am Freitag auch eine Delegation der Behindertenbeauftragten von Bund und Ländern vor Ort.
„Es ist für uns auch sehr erfreulich, dass die Bauministerkonferenz jetzt einen Anlauf gemacht hat, mehr verpflichtende Inhalte zu dem Thema ins Studium auch einzubringen. Das ist aus unserer Sicht sehr wichtig und sehr erfreulich.“
– Holger Kiesel, Bayerns Beauftragter für Menschen mit Behinderung
Wie schnell die Maßnahmen wirken, bleibt abzuwarten – doch sie könnten ein wichtiger Schritt sein, um die angespannte Lage zumindest perspektivisch zu entschärfen.