Im Schatten der Würzburger Festung Marienberg, umringt von viel Grün liegen ruhig und idyllisch kleine Siedlungshäuschen aus den frühen 20ern. Der einzige Schönheitsmakel des Oberen Burgwegs: die Grundstücke auf der die Siedlung von den Bewohnern selbst erbaut worden ist, wurden vom Freistaat Bayern mit Erbbauverträgen vergeben. Und genau diese laufen im September 2023 aus. Dann fallen die Grundstücke entweder an den Staat zurück und die Bewohner werden für ihre Wohnhäuser entschädigt oder aber die Erbbauverträge werden verlängert. Doch danach sieht es für die betroffenen Würzburger aktuell nicht aus.
Im Brief der Immobilien Freistaat Bayern vom April 2018 hieß es noch: „[…] Wie Sie wissen, endet ihr Erbbaurechtsvertrag mit dem Freistaat Bayern an diesem Grundstück im Jahr 2023. […] Sie haben aber die Möglichkeit, mit dem Freistaat Bayern einen neuen Erbbaurechtsvertrag zu aktuellen Konditionen abzuschließen. Für Sie bedeutet das, eine Entscheidung darüber zu treffen, ob Sie an einer Neubestellung des Erbbaurechts interessiert sind oder ob Sie bei Ablauf des Erbbaurechts aus dem Gebäude ausziehen und sich die im Erbbaurechtsvertrag vereinbarte Entschädigung für das Gebäude auszahlen lassen. […]“ Doch dann im Januar der Schock: laut einem neuen Schriftstück würde nun geprüft ob die Grundstücke sich für sozialen Wohnungsbau eignen. Eine Verlängerung der Erbpacht oder ein Kauf wäre damit unmöglich, die Häuser der Anwohner müssten dafür abgerissen werden.
Rund zwei Wochen später wurde bereits eine städtebauliche Untersuchung für eine nachfolgende Bebauung auf zwei der Grundstücke in der Stadtbildkommission diskutiert. Ein Statement von Seiten der Stadt gab es auf unsere Anfrage nicht. Von Seiten der Immobilien Freistaat Bayern heißt es uns gegenüber: „[…] Angesichts der sich vergrößernden Wohnungsmarktanspannung vor allem in den Städten sowie der Gründung der staatlichen Wohnungsbaugesellschaft BayernHeim hat der Freistaat Bayern nun entschieden, sämtliche staatlichen Grundstücke hinsichtlich eines bestehenden Staatsbedarfs in Form einer Bebauung mit Geschosswohnungsbau zu prüfen. […]“ Ministerpräsident Markus Söder kündigte bei Gründung der BayernHeim an, bis 2025 10.000 Wohnungen zu bauen. Bisher hat die Wohnungsbaugesellschaft allerdings nur 234 Wohnungen in Bestand, 522 befänden sich im Bau.
Sabine Pichler möchte die Pläne Bayerns, am Oberen Burgweg Sozialwohnungen zu bauen, aber nicht akzeptieren. Als Sprecherin der Interessengemeinschaft „Oberer Burgweg“ und als Betroffene tritt sie mehrfach mit der Immobilien Freistaat Bayern in Kontakt. Sie berichtet von grenzwertigen Aussagen am Telefon. Bereits im Jahr 2020 fragte Pichler außerdem an, ob man die Siedlung unter Ensembleschutz stellen könnte. Doch eine erneute Nachfrage löschte jetzt auch den letzten Hoffnungsfunken: das Landesamt für Denkmalpflege hatte bereits 2020 gegen einen Schutz entschieden. Im Gutachten heißt es unter anderem, dass teilweise erhebliche bauliche Eingriffe und Veränderungen sämtliche noch vorhandenen Objekte in ihrem äußeren Erscheinungsbild stark verändert hätten. Doch Pichler übt harte Kritik, die Bausubstanz habe ihres Wissens nach niemand überprüft und auch die Bildern die dem Gutachten beigefügt sind wären mangelhaft. Für die Häuser 16 und 18 gibt es bereits Pläne, hier kann sich der Freistaat mehrstöckige Häuser vorstellen, die Platz für knapp 80 Menschen bieten sollen. Bei den anderen Grundstücken müsse man das Ergebnis der Prüfung abwarten, für die Anwohner bedeutet dass, wochen- oder sogar monatelange Unsicherheit.