Der Bund Naturschutz war am Dienstag auf Forstbereisung in der Marktgemeinde Höchberg. Gemeinsam mit dem Bayrischen Bauernverband möchten sie das geplante Überbauen einer rund 54 Hektar großen Fläche verhindern. Dazu fordern sie die Gemeinde auf, diese Bebauung zu stoppen. Wie erfolgreich der Ortstermin für den Bund Naturschutz war, schauen wir uns nun an.
Noch blickt man auf ein idyllisches und unberührtes Feld, jedoch könnte dies bald Geschichte sein. In der hinteren Ecke sind bereits erste Baumaßnahmen zu erkennen – ein kleiner Hinweis auf mögliche Veränderungen?
„Ich bin überrascht, dass da hinten schon Wegebau stattfindet, dass hier schon Pflanzmaßnahmen stattfinden, wo doch der Flächennutzungsplan noch nicht einmal beschlossen ist. Normalerweise findet so etwas erst nach Festsetzung eines Bebauungsplanes statt. Wir sind aber allerdings noch in der übergeordneten Planungsphase. Das habe ich noch nicht erlebt, dass ein Flächennutzungsplan noch nicht beschlossen ist, dass noch kein Bebauungsplan besteht, aber Baumaßnahmen, Wegebaumaßnahmen schon beginnen.“, zeigt sich Steffen Jodl, Regionalreferent des BN für Unterfranken verwundert.
Der Bund Naturschutz und der Bauernverband sind strikt gegen diesen Flächenverbrauch. Von 54 Hektar sollen 23 Hektar zukünftig als Gewerbegebiet genutzt werden. Ein großer Teil landwirtschaftlicher Nutzfläche der Gemeinde Höchberg würde demnach wegfallen. Neben der Einschränkung für die Landwirtschaft seien auch die Aussichten für die Biodiversität ebenfalls alles andere als positiv.
„Es sind natürlich viele Auswirkungen. Zum einen ist Humus ein ganz wichtiger Kohlenstoffspeicher. Das ist wichtig in der Klimakrise. Zum anderen sind diese Böden auch Wasserspeicher. Und gerade hier, in diesen sehr trockenen Regionen, ist jeder Hektar Boden einfach wichtig. Und wenn Mal Regen fällt, das Wasser auch zurückhalten und speichern zu können. Und außerdem sind hier Böden bester Bonität betroffen und das betrifft auch unsere Ernährungssicherheit.“, so Beate Rutkowski , Stellvertretende Landesvorsitzende des BN.
Neben der Flora würden die geplanten Maßnahmen auch die Fauna zunehmend unter Druck setzen. Der Lebensraum für Offenlandarten droht maßgeblich zu schrumpfen.
„23 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche würde wegfallen, auch Lebensraum für viele offene Landarten wie Feldlerche, Feldhase oder Rebhuhn werden verloren. Und das kann ja grundsätzlich nicht sein. Dieser Flächenverbrauch, den hier die Gemeinde vorantreibt, der muss eigentlich gestoppt werden, haben nach wie vor 12,4 Hektar Flächenverbrauch täglich in Bayern. Das kann so nicht weitergehen. Wir brauchen diese Flächen als Lebensraum, aber auch für die Nahrungsmittelproduktion.“
Nicht immer arbeiten Bund Naturschutz und der Bauernverband Hand in Hand zusammen. Jedoch sind sie sich bei diesem Thema einig. Die Erhaltung der wertvollen Ackerfläche ist ihr gemeinsames Anliegen.
„Für die Höchberger Landwirte ist es natürlich sehr schade, dass so eine große Fläche verloren geht, obwohl größtenteils ja wir sind die Höchberger Landwirte mit den Anbau hier gar nichts zu tun hatten. Es ist ja weiterhin in der Hand, der Südzucker. Aber wir hatten natürlich uns irgendwann mal ausgerechnet, dass vielleicht auch mal der eine oder andere Grundstück für Höchberger Bauern zur Verfügung steht. Der ist natürlich von der Fläche her sehr reizvoll.“, so Paul Neumann, vom Bayerischen Bauernverband.
Es stellt sich die Frage, wie die Chancen für die Rettung der landwirtschaftlichen Fläche stehen. Gibt es überhaupt Hoffnung für das gemeinsame Vorhaben?
„Ja, aus dem Grund. Einfach, weil es wirklich die Chance gibt, gemeinsam mit Bauernverband und Bund Naturschutz. Wir haben ein gemeinsames Anliegen, nämlich fruchtbare Böden für die Ernährungssicherheit hier zu bewahren, Tatsächlich. Und wir gemeinsam die Auswirkungen tatsächlich über die letzten Jahre hier im Hotspot der Klimakrise in Unterfranken sehen. Und wir müssen tatsächlich jeden Hektar Boden gemeinsam hier bewahren. Und wir haben Chancen über diese gemeinsamen Aktivitäten, über die gemeinsame Arbeit. Wir haben eine Stellungnahme abgegeben. Es gibt noch die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens, und deshalb sind wir tatsächlich noch ganz hoffnungsvoll, hier diesen Irrsinn von über 20 Hektar Gewerbegebiet zu verhindern.“, Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BN.
Für beide Verbände bleibt zu hoffen, dass dieser Termin das erste Signal ist, um auf das Vorhaben der Gemeinde aufmerksam zu machen. Wie es mit der landwirtschaftlichen Nutzfläche nun allerdings weitergeht, das ist jedoch noch ungewiss.