Als um 18 Uhr die erste Prognose eintrudelte, war die Reaktion auf der Wahlparty von Bernd Rützel ziemlich verhalten. Kurz darauf gab es jedoch den ersten von vielen Anlässen zum Jubeln: Bernd Rützel wird weitere vier Jahre für die SPD im Deutschen Bundestag sitzen. Seinen erneuten Einzug ins Parlament konnte er sich über die Zweitstimmen sichern. Denn obwohl die CSU in Unterfranken mit deutlichem Abstand vorne liegt, hat die SPD Wählerstimmen dazugewonnen. Rützel zeigt sich daher voller Tatendrang. Vor allem der Mindestlohn steht dabei auf seiner Agenda ganz oben.
Nötig dafür wird allerdings sein, dass die SPD die Regierung bildet. Und die Sozialdemokraten sehen sich hier ganz klar durch das Wahlergebnis in der Verantwortung. 25,7 Prozent der Wählerinnen und Wähler sehen das genauso. Bei der SPD brach deshalb mit jeder neuen Hochrechnung Applaus aus und selbst ein Wetterumschwung tat der guten Laune keinen Abbruch. Dennoch wird eine Regierungsbildung alles andere als einfach. Ein Rot-Rot-Grünes Bündnis hätte keine Mehrheit im Bundestag, eine erneute Große Koalition schließt Rützel aus. Bleibt also nur die sogenannte Ampel aus SPD, Grünen und FDP.
Problem dabei: Auch die Union hat einen Regierungsanspruch angemeldet und schielt ebenfalls auf eine Koalition mit Grünen und FDP. Für Rützel nach diesem Wahlergebnis und auch dem zurückliegenden Wahlkampf völlig unverständlich. Denn nur die SPD habe die passenden Antworten auf die Zukunftsfragen. Diese Antworten will Bernd Rützel geben, gemeinsam mit seiner unterfränkischen Kollegin Sabine Dittmar, die ebenfalls wieder in den Bundestag einziehen wird. Neu dabei: Markus Hümpfer aus Schonungen, der auch eines der 23 Mandate für die bayerische SPD ergattern konnte. Jetzt blickt die SPD gut gelaunt und mit viel Rückenwind nach Berlin. Denn dort entscheidet sich in den nächsten Tagen und Wochen endgültig, ob der neue Bundeskanzler Olaf Scholz heißen wird.