Es ist, als wären die Rollen vertauscht als am Wahlabend die ersten Prognosen auf den Bildschirmen erscheinen. Plötzlich gibt es lange Gesichter bei den vermeintlichen Siegern, während bei einem der Verlierer Jubel ausbricht. Die Bundestagswahl hält überraschende Wendungen bereit – und es dauert bis tief in die Nacht, bis ein zentrales Ergebnis feststeht. Wer den Bundestagwahlkampf für sich entschieden hat und wie es für die Gewinner weitergeht sehen Sie jetzt.
Ausgelassene Freude will sich bei den Wahlpartys der CSU nicht so richtig einstellen. CSU und CDU haben die Bundestagswahl klar gewonnen. Dass die Union gegenüber den historisch schlechten 24,1 Prozent von 2021 zulegen würde, war erwartet worden. Mit 28,6 Prozent erzielt sie jedoch das zweitschlechteste Ergebnis ihrer Bundestagswahlgeschichte. Die CSU hat hinzugewonnen und damit einen erheblichen Teil zum Wahlsieg der Union beigetragen. Auch bei uns in Unterfranken gingen alle fünf Direktmandate an die CSU: an Alexander Hoffmann, Andrea Lindholz, Anja Weisgerber, Dorothee Bär und Hülya Düber. Die nächsten Wochen werden für Kanzlerkandidat Merz, der wohl die größten Chancen auf das Amt hat, nicht einfach. Bis Ostern soll die Koalition laut ihm stehen.
Große Gefühle gibt es auch bei der AfD, die sich mit 20,8 Prozent als neue Nummer zwei in Deutschland selbst zu einer neuen Volkspartei erklärt. Zum ersten Mal in Berlin ist auch Bernd Schuhmann von der AfD – er ist der erste unterfränkische Vertreter der Partei im Bundestag. Damit hat nun jede Partei, die auch im Bundestag vertreten ist, einen Unterfranken oder eine Unterfränkin in Berlin sitzen. Mitregieren wird die AfD wohl nicht, da aktuell alle anderen Parteien eine Zusammenarbeit mit der AfD ausschließen. Sie wird im neuen Bundestag aber erstmals stärkste Oppositionsfraktion sein.
Begeisterung auch bei den Linken in Schweinfurt – Umfragen sahen die Partei lange abgeschlagen unter fünf Prozent. Und jetzt das: Die Partei schafft es locker ins Parlament und kann dort weiterhin ihre Themen einbringen. Erstmals zieht aus Würzburg außerdem Aaron Valent in den Bundestag ein. Die wohl beste Nachricht an diesem Wahlabend ist aber wohl die massiv gewachsene Wahlbeteiligung mit 82,5 Prozent. 2021 lag sie noch bei 76 Prozent.