Di., 16.09.2025 , 18:03 Uhr

Cold Case „Maria Köhler“ – Tatverdächtiger nach 41 Jahren in der Türkei festgenommen

Die Aschaffenburger Kriminalpolizei hatte heute morgen zu einer besonderen Pressekonferenz geladen: Es ging um das Ermittlungsverfahren „Cold Case Maria Köhler“. Die neuesten Ermittlungserfolge rund um die Festnahme eines Tatverdächtigen wurden nun der Öffentlichkeit präsentiert.

Leben unter falschem Namen

Reisen wir 41 Jahre in der Zeit zurück: Die damals 19-jährige Krankenschwesterschülerin Maria Köhler erscheint am 30. Juli 1984 nicht zu ihrem Dienst im Städtischen Aschaffenburger Krankenhaus. Schnell wird klar, dass Maria Köhler gewaltsam zu Tode gekommen ist – der Tatverdacht richtet sich gegen ihren ehemaligen Lebensgefährten Nazmi Gezginci. Im Zuge der Fahndung stellt sich heraus, dass sich der damals 25-Jährige bereits am Tag der Tat in die Türkei abgesetzt hat. Doch nach einigen Jahren unter falschem Namen kehrte er wohl 1998 unter dem Namen Cemil Gani zurück nach Aschaffenburg. Man wisse, dass Gezginci 16 Jahre unauffällig in Aschaffenburg gelebt hatte, mit einer Deutschen verheiratet war und seiner Arbeit als Handwerker nachgegangen war, so Kriminalhauptkommissar Jörg Albert. Mit Beginn der Alterserwerbsrente sei der Tatverdächtige wieder in die Türkei übergesiedelt.

Durchbruch im April

Elf weitere Jahre lebte Gezginci also unerkannt in der türkischen Region Hatay bis er schließlich im Juni 2025 festgenommen werden konnte. Nach umfangreichen Ermittlungen – insbesondere im familiären Umfeld – sowie Hinweisen nach der Sendung Aktenzeichen XY hatte sich das Puzzle zusammengefügt. Am 13. April gab es den Durchbruch: Die Ermittler wussten um den Aufenthaltsort des Tatverdächtigen, was sie dann den türkischen Behörden mitteilten. Am 12. September wurde der mittlerweile 66-jährige Tatverdächtige nach Deutschland ausgeliefert und am Folgetag einem Ermittlungsrichter am Amtsgericht in Aschaffenburg vorgeführt. Dazu Oberstaatsanwalt Jürgen Bundschuh:

„Die Vernehmung war sehr umfangreich gewesen, sie hat um die drei Stunden gedauert. Der Beschuldigte hat sofort zu Beginn die Tötung der Frau Köhler eingeräumt. Das war durchaus auch glaubhaft. Im Übrigen wird dieses Geständnis ja auch bestätigt durch weitere Beweismittel. Es gab ja immerhin schon seit langer Zeit einen Haftbefehl, mit dem eben der dringende Tatverdacht gegen den Beschuldigten bestätigt wurde. Im Rahmen dieser Vernehmungen hat der Beschuldigte darüber hinaus umfangreiche Angaben gemacht zu den Hintergründen der Tat, zu der Vorgeschichte und hat auch umfassend Fragen der Beteiligten dazu beantwortet“

Ermittlungen laufen weiter

Der Beschuldigte sitzt aktuell in Untersuchungshaft. Wann und ob es überhaupt zu einer Anklage kommt, kann derzeit noch nicht beantwortet werden. Die Ermittlungen würden sich aber noch über die nächsten Monate hinziehen, so Oberstaatsanwalt Bundschuh.
Dass die Ermittlungen nach 41 Jahren doch noch von Erfolg gekrönt sind, hilft den Angehörigen von Maria Köhler die Schrecken der Vergangenheit zu bewältigen:

„Ich bin wirklich froh, dass es endlich soweit ist auch nach 41 Jahren, dass die den Mörder von meiner Schwester gefunden haben und dass er jetzt momentan in Deutschland ist. Weil als er noch in der Türkei die ganze Zeit war, da hab ich mir die ganze Zeit gedacht: Naja man weiß es nie. Wird er wirklich ausgeliefert? Haut er nochmal ab? Aber jetzt bin ich froh, dass es soweit ist und ich hoffe wirklich auf Gerechtigkeit“, so Christiane P., Schwester von Maria Köhler.

Nun richten sich Polizei und Staatsanwaltschaft noch einmal gezielt an die Bevölkerung: Wer Angaben zum zweiten Aufenthalt von Nazmi Gezginci alias Cemil Gani zwischen den Jahren 1998 und 2014 in Deutschland oder Angaben über dessen persönliches Umfeld machen kann, möge sich bei der Kriminalpolizei Aschaffenburg melden. Jeder noch so kleine Hinweis könnte hier weiter Licht ins Dunkel bringen.

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