Angesichts des Kriegs in der Ukraine steigt auch in Deutschland das Interesse an Bunkern und Schutzräumen. Im Bunkermuseum in Schweinfurt Oberndorf kann man sich darüber informieren, wie sich Menschen früher geschützt haben. Nach 2 Jahren pandemiebedingtem Stillstand geht es endlich wieder mit Führungen los.
Der 17. August 1943 – ein Tag der sich für immer in die Geschichte der Stadt Schweinfurt eingebrannt hat. 1.200 Sprengbomben, 1.800 flüssige Brandbomben und eine Minenbombe, abgeworfen von 230 Bombern. Nur 24 Minuten hat der erste von insgesamt 22 Luftangriffen gedauert, die Schweinfurt im zweiten Weltkrieg über sich ergehen lassen musste. Ziel des Angriffs auf Schweinfurt: die kriegswichtige Kugellagerindustrie. Der letzte Bombenangriff erfolgte am 10. April 1945. Insgesamt verloren rund 1.080 Schweinfurter dadurch ihr Leben. Viele Bewohner suchten Schutz in den eigens erbauten Luftschutz-Bunkern. Zu diesen Zufluchtsorten gehörte auch der 1941 erbaute Hochbunker A8, besser bekannt als Fichtel-und- Sachs Bunker, im Stadtteil Oberndorf. Er ist einer von noch zehn Hochbunkern in Schweinfurt, 20 Meter hoch, 2.600 Quadratmeter groß, verteilt auf sechs Geschosse. Die Außenmauern sind bis zu 3 Meter stark. Über 1.000 Menschen fanden hier Platz, über Jahre hinweg, Nacht für Nacht. Heute beherbergen die imposanten Mauern das Deutsche Bunker-Museum. Es ist im Privatbesitz und präsentiert die Epochen des zweiten Weltkriegs und den Kalten Kriegs. Die Themen Luft,- und Zivilschutz werden durch zahlreiche Exponate veranschaulicht. Nils Brennecke sieht seine Ausstellung als eine Arbeit gegen das Vergessen.
Brennecke hat alles selbst angeschafft, seine Sammlung wird stets erweitert. Viele Sachen stammen von speziellen Militaria-Börsen, andere wurden von Menschen aus der Region zur Verfügung gestellt. Zu den skurrilsten Exponaten zählen wohl ein Gasschutzbettchen für Kleinkinder und eine Gasmaske für Pferde. Wie die Menschen sich zu Hause vor dem Bombenhagel geschützt haben wird durch einen nachgebauten Luftschutzkeller veranschaulicht. Eine Darstellung, die angesichts des Ukraine-Kriegs leider wieder sehr präsent ist. In drei Räumen wird die Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes im Kalten Krieg thematisiert. Hier wird mit Schautafeln, Dienstbekleidung aus der damaligen Zeit und weiteren Exponaten die Zeit bis 1989 dokumentiert. Besucher können hier unter anderem die Arbeit des Rotkreuz-Suchdienstes zur Familienzusammenführung begutachten.
Coronabedingt stand der Betrieb im Bunkermuseum lange Zeit still. Die vergangenen 2 Jahren hat Nils Brennecke genutzt, um die Ausstellung zu erweitern. Ein neuer Fokus liegt nun auf der Spaltung Deutschlands. Für den Bereich „Eiserner Vorhang – die Deutsch-Deutsche Teilung“ hat der Bunkerchef auch ein Stück Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland mit Original-Exponaten nachgebaut.
Die Erlebnisführungen gibt’s für Gruppen ab 10 Personen. Unter der Woche ab 18:30, am Wochenende sind die Termine individuell buchbar. Dort wo sich früher Menschen Schutz vor dem sicheren Tod suchten, findet sich heute eine Sammlung der deutschen und regionalen Geschichte.