Für die Menschen aus der Region gehört das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld nun schon fast ein halbes Jahrhundert zum Landschaftsbild. 143 Meter ragen die beiden Kühltürme in die Höhe und sind schon von Weitem deutlich zu erkennen. Heute sollen die gewaltigen Betonbauten gesprengt werden – eine Ära neigt sich dem Ende. Die Planungen zum Bau des Kernkraftwerks gehen in das Jahr 1969 zurück. Der Gemeinderat von Grafenrheinfeld stimmte den Plänen der Bayernwerk AG zu und nach einigem bürokratischen Hin- und Her begannen 1975 die Bauarbeiten. Zwar gab es schon in den frühen Tagen reichlich Gegenwind zu dem Vorhaben, dennoch überwogen zu dieser Zeit die Vorteile eines Neubaus.
Stufenweise wurde die Leistung des Reaktors hochgefahren – Startschuss war im Dezember 1981. Am 20. April 1982 lief er dann erstmals mit voller Stärke. Während des aktiven Betriebs gilt das Kraftwerk als besonders sicher und leistungsstark – zweimal wird es sogar Weltmeister für den meisten erzeugten Strom innerhalb eines Jahres. 2002 setzte dann die deutsche Bundesregierung den langfristigen Ausstieg aus der Atomenergie durch. Am 27. Juni 2015 folgte nach einigen weiteren Jahren aktiven Betriebs die Abschaltung des Kraftwerks. Und so begann der langwierige Rückbau. Viele der im Kraftwerk verbauten Teile mussten händisch abmontiert werden – jedes einzelne Stück galt es mit Blick auf eine mögliche Strahlung zu dokumentieren. Mit der heutigen Sprengung der beiden Kühltürme – ursprünglich waren sogar vier geplant – wird ein deutliches Zeichen nach außen an die Öffentlichkeit gesetzt. Was dann letztlich bleibt, ist die Erinnerung.