Ein unscheinbares Wasserloch in Mönchstockheim im Landkreis Schweinfurt, hat einen spektakulären Fund zutage gebracht: eine kleine, nur 19 Zentimeter große Keramikfigur, die Forscher vor viele Fragen stellt. Wen oder was stellt diese rätselhafte Figur dar? Und warum wurde sie ausgerechnet in einem Wasserloch niedergelegt? Die Ausstellung „Das Rätsel der Wassergöttin – Kult der Vorzeit in Franken“ im Archäologiemuseum Bad Königshofen geht eben diesen Fragen auf den Grund. Wir haben uns das Ganze mal näher angeschaut.
Die sogenannte „Wassergöttin“ stammt aus der Hallstattzeit, also aus einer Epoche zwischen 800 und 450 v. Chr., die von tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen geprägt war. Erste Fürstensitze entstanden, der Handel florierte, und neue religiöse Vorstellungen entwickelten sich. Dennoch gibt es nur wenige figürliche Darstellungen aus dieser Zeit, was diesen Fund besonders macht. Die Figur weist auffällige stilistische Merkmale auf: einen kantigen Kopf, stark reduzierte Gesichtszüge und eine markante Körperhaltung. Die Arme sind angewinkelt, die Beine fehlen, möglicherweise bewusst abgebrochen. Doch was bedeutet diese Darstellung? Archäologen und Historiker sind sich uneinig. Handelt es sich bei der Figur um eine Gottheit oder könnte sie eine Ahnenfigur sein, die in einem rituellen Akt ins Wasser gegeben wurde? In vielen Kulturen galt Wasser als Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Ahnen oder Götter. Der Fundort – ein Wasserloch – könnte daher ein kultischer Ort gewesen sein, an dem Opfergaben dargebracht wurden. Neben der Keramikfigur wurden dort auch zerbrochene Keramikgefäße und ein Stempel entdeckt, der möglicherweise zum Verzieren von Textilien oder sogar von Haut diente. Mithilfe modernster Analysemethoden versuchen Wissenschaftler, die Herkunft und Bedeutung der Figur zu rekonstruieren. Solche Funde zeigen eindrucksvoll, wie wenig wir über die religiösen Vorstellungen unserer Vorfahren wissen. Sie belegen aber auch, dass die Menschen der Hallstattzeit komplexe Rituale und Glaubenssysteme entwickelten, die eng mit ihrer Umwelt verbunden waren. Besucher der Ausstellung können sich selbst auf Spurensuche begeben und mehr über die außergewöhnlichen Funde aus Mönchstockheim erfahren. Und vielleicht gelingt es ja dann mit neuen Forschungserkenntnissen, das Geheimnis der Wassergöttin irgendwann endgültig zu lüften.