Sich mit dem Menschenbild in der Kunst und der eigenen Rolle in der Welt auseinandersetzen – dazu lädt die Kunsthalle Jesuitenkirche in Aschaffenburg ein. Die neue Ausstellung „Der Menschenmaler“ zeigt Werke des Malers, Zeichners und Grafikers Johannes Grützke. Wie genau die Ausstellung die Perspektive der Besucherinnen und Besucher auf den Menschen verändern kann, erfahren Sie jetzt.
Einen etwas anderen Blick auf den Menschen und seinen Körper verspricht die Ausstellung „Johannes Grützke. Der Menschenmaler“ in der Kunsthalle Jesuitenkirche in Aschaffenburg. Mit dieser Ausstellung möchten die Verantwortlichen um Museumsleiter Johannes Honeck die Vielfalt von Grützkes Schaffen darstellen – daher entschied man sich für eine Aufteilung in vier Kategorien.
„Das ist zum einen eben das Menschenbild, wie stellt Grützke den Menschen dar? Wofür interessiert es sich am Menschen besonders? Dann auf der anderen Seite ist es so etwas, wie seine mythologischen Darstellungen und seine christlichen Darstellungen. Was interessiert ihn daran genau? Also Alexander der Große taucht auf, Prometheus taucht auf. Dann aber auch die Freiheit, die er darstellt. Und dann habe ich solche Dinge wie sehr breit grinsende Fratzen und lächelnde Geschäftsmänner, die aber eigentlich tatsächlich eher merkwürdiges im Schilde führen, wenn man sich die Arbeiten genauer anguckt. Also was hat das tatsächlich mit Gesellschaftskritik oder sowas wie Humor und Satire zu tun?“, so der Leiter der Kunsthalle Jesuitenkirche und des Christian Schad Museums.
Hatte Grützke damals kein Geld für ein menschliches Modell, hat er sich kurzerhand selbst im Spiegel betrachtet und – insbesondere sein Gesicht – im neuen Werk verarbeitet. Daher hat man im Ausstellungsraum auch einen Spiegel-Kubus aufgestellt, sodass sich die Besucherinnen und Besucher selbst zwischen den Werken wiederfinden können.
„Die Idee ist, dass man quasi die Arbeitsweise Grützkes nachempfinden kann. Worauf muss ich bei mir achten, wenn ich jetzt beispielsweise die Körperstudie „sich in die Seite fassen“ anschaue. Dann sehe ich, wie er seinen Körper windet. Ich hab auch schon das Gefühl: Ich weiß, er guckt jetzt hier in den Spiegel. Zieht dann mit der linken Hand seinen Brustkorb nach vorne. Und plötzlich ergeben sich ganz andere Blickwinkel auf den menschlichen Körper, wenn er sich in die Seite fasst. Und das ist etwas, was man hier in der Ausstellung auch erleben kann.“, erzählt Johannes Honeck.
Die über 50 Werke stammen aus öffentlichen und privaten Sammlungen. Der Hauptimpuls zur Ausstellung kam von einer leidenschaftlichen Grützke-Sammlerin aus Aschaffenburg. Mit der Kunsthalle Jesuitenkirche habe man eine Institution, die sich passenderweise mit der figurativen Malerei auseinandersetzt, so Honeck. Ein besonderer Glücksfall sei es, dass man hier Johannes Grützke parallel zu Christian Schad ausstellen kann.
„Also wir haben auf der einen Seite das C.S. Museum, da sehen wir diesen virtuosen Maler in der neuen Sachlichkeit, der sich mit dem Menschen auseinandersetzt. Der es ganz wunderbar versteht, Portraits zu malen. Und dann haben wir eben jetzt J.G. – ein ganz großer Fan von Christian Schad – also zum 80. Geburtstag hat er ihm eine Torte gebacken. Und auf dieser Torte konnte man in Zuckerguss das Selbstportrait von Christian Schad aus dem Jahr 1927 sehen.“, so Honeck.
Somit schließt sich also der Kreis der Verehrung. Viele von Grützkes Werken sind Bilderrätsel, die es genauer zu untersuchen gilt. Oft erschließt sich die eigentliche Botschaft erst auf den zweiten Blick und zeigt so die humorvolle Denkweise des Künstlers auf. Interessierte haben bis zum 22. Februar Zeit, in der Kunsthalle Jesuitenkirche vorbeizukommen und spannende Einblicke in das Schaffen von Johannes Grützke zu erhalten. Einblicke, welche die eigene Sicht auf die Welt nachhaltig verändern könnten.