Fr., 19.09.2025 , 17:30 Uhr

„Der Menschenmaler“ – Ausstellung zu Johannes Grützke in Aschaffenburg

Sich mit dem Menschenbild in der Kunst und der eigenen Rolle in der Welt auseinandersetzen – dazu lädt die Kunsthalle Jesuitenkirche in Aschaffenburg ein. Die neue Ausstellung „Der Menschenmaler“ zeigt Werke des Malers, Zeichners und Grafikers Johannes Grützke. Wie genau die Ausstellung die Perspektive der Besucherinnen und Besucher auf den Menschen verändern kann, erfahren Sie jetzt.

Ein anderer Blick auf den Menschen

Einen etwas anderen Blick auf den Menschen und seinen Körper verspricht die Ausstellung „Johannes Grützke. Der Menschenmaler“ in der Kunsthalle Jesuitenkirche in Aschaffenburg. Mit dieser Ausstellung möchten die Verantwortlichen um Museumsleiter Johannes Honeck die Vielfalt von Grützkes Schaffen darstellen – daher entschied man sich für eine Aufteilung in vier Kategorien.

„Das ist zum einen eben das Menschenbild, wie stellt Grützke den Menschen dar? Wofür interessiert es sich am Menschen besonders? Dann auf der anderen Seite ist es so etwas, wie seine mythologischen Darstellungen und seine christlichen Darstellungen. Was interessiert ihn daran genau? Also Alexander der Große taucht auf, Prometheus taucht auf. Dann aber auch die Freiheit, die er darstellt. Und dann habe ich solche Dinge wie sehr breit grinsende Fratzen und lächelnde Geschäftsmänner, die aber eigentlich tatsächlich eher merkwürdiges im Schilde führen, wenn man sich die Arbeiten genauer anguckt. Also was hat das tatsächlich mit Gesellschaftskritik oder sowas wie Humor und Satire zu tun?“, so der Leiter der Kunsthalle Jesuitenkirche und des Christian Schad Museums. 

Sich in Grützke hineinversetzen

Hatte Grützke damals kein Geld für ein menschliches Modell, hat er sich kurzerhand selbst im Spiegel betrachtet und – insbesondere sein Gesicht – im neuen Werk verarbeitet. Daher hat man im Ausstellungsraum auch einen Spiegel-Kubus aufgestellt, sodass sich die Besucherinnen und Besucher selbst zwischen den Werken wiederfinden können.

„Die Idee ist, dass man quasi die Arbeitsweise Grützkes nachempfinden kann. Worauf muss ich bei mir achten, wenn ich jetzt beispielsweise die Körperstudie „sich in die Seite fassen“ anschaue. Dann sehe ich, wie er seinen Körper windet. Ich hab auch schon das Gefühl: Ich weiß, er guckt jetzt hier in den Spiegel. Zieht dann mit der linken Hand seinen Brustkorb nach vorne. Und plötzlich ergeben sich ganz andere Blickwinkel auf den menschlichen Körper, wenn er sich in die Seite fasst. Und das ist etwas, was man hier in der Ausstellung auch erleben kann.“, erzählt Johannes Honeck. 

Mitbegründer und bekanntester Maler der Schule der neuen Prächtigkeit

Die über 50 Werke stammen aus öffentlichen und privaten Sammlungen. Der Hauptimpuls zur Ausstellung kam von einer leidenschaftlichen Grützke-Sammlerin aus Aschaffenburg. Mit der Kunsthalle Jesuitenkirche habe man eine Institution, die sich passenderweise mit der figurativen Malerei auseinandersetzt, so Honeck. Ein besonderer Glücksfall sei es, dass man hier Johannes Grützke parallel zu Christian Schad ausstellen kann.

„Also wir haben auf der einen Seite das C.S. Museum, da sehen wir diesen virtuosen Maler in der neuen Sachlichkeit, der sich mit dem Menschen auseinandersetzt. Der es ganz wunderbar versteht, Portraits zu malen. Und dann haben wir eben jetzt J.G. – ein ganz großer Fan von Christian Schad – also zum 80. Geburtstag hat er ihm eine Torte gebacken. Und auf dieser Torte konnte man in Zuckerguss das Selbstportrait von Christian Schad aus dem Jahr 1927 sehen.“, so Honeck. 

Somit schließt sich also der Kreis der Verehrung. Viele von Grützkes Werken sind Bilderrätsel, die es genauer zu untersuchen gilt. Oft erschließt sich die eigentliche Botschaft erst auf den zweiten Blick und zeigt so die humorvolle Denkweise des Künstlers auf. Interessierte haben bis zum 22. Februar Zeit, in der Kunsthalle Jesuitenkirche vorbeizukommen und spannende Einblicke in das Schaffen von Johannes Grützke zu erhalten. Einblicke, welche die eigene Sicht auf die Welt nachhaltig verändern könnten.

Untertitel wurden automatisiert erstellt
Aschaffenburg Christentum Christian-Schad-Museum Der Menschenmaler Gesellschaftskritik Humor Johannes Grützke Kunsthalle Jesuitenkirche Menschenmaler Mythologie Satire Schule der neuen Prächtigkeit Spiegel-Kubus

Das könnte Dich auch interessieren

16.09.2025 04:36 Min Cold Case „Maria Köhler“ – Tatverdächtiger nach 41 Jahren in der Türkei festgenommen Die Aschaffenburger Kriminalpolizei hatte heute morgen zu einer besonderen Pressekonferenz geladen: Es ging um das Ermittlungsverfahren „Cold Case Maria Köhler“. Die neuesten Ermittlungserfolge rund um die Festnahme eines Tatverdächtigen wurden nun der Öffentlichkeit präsentiert. Leben unter falschem Namen Reisen wir 41 Jahre in der Zeit zurück: Die damals 19-jährige Krankenschwesterschülerin Maria Köhler erscheint am 30. 08.09.2025 01:08 Min Verkehrsinsel überfahren – 19-Jähriger schwer verletzt Ein 19-jähriger Fahranfänger wurde am Sonntagabend bei einem Verkehrsunfall in Aschaffenburg schwer verletzt. Der Mann war kurz nach 19 Uhr mit seinem Ford in der Seidelstraße unterwegs, als er auf Höhe der Abzweigung Graslitzer Straße aus bislang ungeklärten Gründen eine Verkehrsinsel überfuhr. Durch die Kollision mit dem Betonpoller sowie einem Verkehrszeichen erlitt der 19-Jährige schwere 29.08.2025 01:37 Min Erneuter Anstieg der Arbeitslosenquoten – Zahlen steigen auch in Unterfranken immer weiter Im August ist die Zahl der Arbeitslosen in Unterfranken erneut angestiegen. Dieser Anstieg habe eine saisonale Komponente, doch diese alleine erkläre diese Zunahme nicht. Stattdessen zeigt sich, dass die Auswirkungen struktureller Probleme am Arbeitsmarkt sichtbar werden – positive Signale sind nur schwer zu finden, so Richard Paul, der Vorsitzende der Agentur für Arbeit Schweinfurt. Hier 13.08.2025 01:07 Min Großbrand in Aschaffenburg – Kilometerweit sichtbare Rauchsäule über Entsorgungsbetrieb Brandursache noch unklar Kilometerweit war die Rauchsäule über einem Aschaffenburger Entsorgungsbetrieb am Mittwochvormittag zu sehen. In einer Halle, welche zur Lagerung von Müll genutzt wird, war ein Feuer ausgebrochen. Weit über 100 Einsatzkräfte waren bis in den Nachmittag hinein mit den Löschmaßnahmen beschäftigt. Die betroffene Halle sei aktuell stark einsturzgefährdet, so Philipp Hümmer, Pressesprecher der