Karfreitag bedeutet für die meisten zuallererst wohl: kurze Arbeitswoche. Aber was war an Karfreitag nochmal genau? Irgendwas mit Jesus und Kreuzigung… Wie katholische und evangelische Christen den Karfreitag begehen, darum geht es im Talk mit geistlichen Oberhaupt des Evangelischen Dekanates Würzburg, Dekan Wenrich Slenczka. Moderation Christoph Schneider.
Es sorgt häufig für Verwunderung, dass in der evangelisch-lutherischen Kirche der Karfreitag als höchster Feiertag gilt. Schließlich gedenken Christen an diesem Tag dem Leiden und Sterben Jesu Christi. Dekan Wenrich Slenczka erklärt, dass es am Karfreitag aber nicht um den Tod irgendeines Menschen geht, sondern um den Tod des Gottessohnes. Das zeige, dass Gottes Liebe für die Menschen so gewaltig ist, dass Gott selbst sein Leben für die Menschen hingibt. Diese Liebe gelte es zu feiern.
Im christlichen Glauben ist Gott in Jesus Christus nicht nur für die Menschen gestorben, sondern hat mit der Auferstehung an Ostern den Tod auch überwunden. Die christliche Heilsbotschaft vom ewigen Leben besagt, dass Gottes Liebe zu den Menschen so groß ist, dass nicht einmal der Tod sie beenden kann. Ob im Leben oder im Tod – der Mensch ist immer in Gott geborgen – eine zentrale Aussage des christlichen Glaubens.
Eine Menge Brauchtum hat sich nach Konfessionen und Regionen im Lauf der Jahrhunderte herausgebildet: zum Beispiel das Ratschen (auch Klappern oder Karren genannt), bei dem die Kinder im Ort mit einem speziellen Holzapparat lärmend durch die Straßen ziehen und damit die Gebetsstunden anzeigen – denn die Kirchenglocken schweigen dann von Karfreitag bis zum Ostermorgen. In Lohr am Main gibt es noch die berühmte Karfreitagsprozession, die – in Nicht-Pandemie-Jahren – Tausende von Besuchern anzieht. Vielerorts gibt es am Gründonnerstag Spinat und am Karfreitag Fisch. Jedenfalls ist – vorwiegend in katholischen Gebieten – die Zeit der Vorbereitung vor Ostern häufig mit Fastentagen verbunden. Von der Wortherkunft könnte Karfreitag von „Kummer“-Freitag kommen. Martin Luther hat die Wortherkunft aus dem Lateinischen erklärt und nannte den Sterbetag Christi den „guten“ Freitag. Im Englischen heißt Karfreitag „Goodfriday“
Durch die Kontaktbeschränkungen finden viele Gottesdienste der Karwoche und an Ostern als Online-Angebote und mit wenig Gläubigen in den Kirchen statt. Das Evangelische Dekanat Würzburg hat eine Übersicht auf seiner Homepage, auch auf der Seite des Bistum Würzburg können sich Gläubige informieren. Aus dem Würzburger Dom werden bei TV Mainfranken mehrere Gottesdienste übertragen, zum Beispiel am Karsamstag um 21:30 Uhr udn am Ostersonntag um 10:00 Uhr. Hier gehts zur Programmübersicht.