An einem Feldweg, kurz vor Duttenbrunn im Landkreis Main-Spessart, steht ein Zelt mitten in der Flur. Darunter hantieren Frauen und Männer mit großem und kleinem Werkzeug. Was auf den ersten Blick wie eine skurrile Baustelle wirkt ist tatsächlich eine archäologische Grabungsstätte. Denn unter dem Acker begraben liegt die ehemalige Siedlung Seehausen. Dass hier im Boden geschichtsträchtige Stücke liegen ist schon lange bekannt. Immer wieder haben Landwirte Tonscherben und Knochen aus der Erde geholt. Doch was die Arbeitsgruppe gefunden hat, damit hat so wohl niemand gerechnet.
Wenn sich das Alter bestätigt, dann ist der Fund von Seehausen eine kleine Sensation. Das Gebiet zwischen Würzburg und Karlstadt war zwar eine der großen Siedlungskammern in der Karolingerzeit. Davon gibt es auch viele Urkunden – doch die Menschen dazu fehlten bisher. Glücklicherweise sind die Skelette aufgrund der Lage im kalkhaltigen Boden sehr gut erhalten. Doch gerade die Skelette, die weiter oben liegen sind sehr porös und zerfallen bei der falschen Handbewegung zu Staub. Sie waren über Jahrhunderte saurem Regen, Düngemitteln und dem Druck von Landmaschinen ausgesetzt. Doch die Wissenschaftler hoffen, tiefer im Boden noch gut erhaltene Überreste zu finden.
Besonders sind auch die Funde von Kindern und Säuglingen, die in den Reihengräbern bestattet wurden. Zwar machten Heranwachsende aufgrund der damaligen Kindersterblichkeit etwa ein Drittel der Verstorbenen aus, doch meist überdauern ihre sterblichen Überreste nicht sehr lange. In den nächsten Monaten werden das Gräberfeld und anschließend die benachbarte Siedlung von den Archäologen und Ehrenamtlichen ausgegraben. Denn beim archäologischen Spessartprojekt, das 2004 gestartet wurde, arbeiten Wissenschaftler und Laien auf Augenhöhe