Haben Sie schon einmal von einen roten Müller-Thurgau gehört? Zehn angehende Weinbautechnikerinnen- und Techniker haben das Experiment im Rahmen ihres Schulprojekts „…sagt der Müller“ gewagt – das Ergebnis kann sich definitiv sehen und schmecken lassen. Die Schülerinnen und Schüler brachten bereits allesamt eine Winzerlehre hinter sich und stehen nun vor ihrem Abschluss an der Meister- und Technikerschule für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim. Insgesamt vier Weine für verschiedene Anlässe konnten sie im Zuge des Schulweinprojekts kreieren. Hier im Weinkeller sind die Schulweine in silbernen Fässern gereift und veredelt worden, bevor sie geschmacklich überzeugten.
Die verschiedenen Weine stammen allesamt aus Müller-Thurgau-Beeren, die in Franken immer noch 25 Prozent der Rebfläche abdecken. Auch an der Schule gab es nicht genug Flächen mit anderen Rebsorten, deshalb entschied sich die Klasse für den Müller. Ihm wird häufig nachgesagt, vor allem viel Masse zu bringen und nicht die beste Qualität zu haben. Das nahmen die Schülerinnen und Schüler auch als Ansporn – das Ziel: gemeinsam etwas neues schaffen. Etwa vier Monate lang ruhte der rote Müller-Thurgau als einziger der vier Weine im Holzfass, was ihn runder und gefälliger machen sollte. Einen Rotwein darf man sich aber nicht darunter vorstellen, der Tropfen ist einfach leichter in der Farbe. Aber wie funktioniert das eigentlich mit dem roten Farbton? Das mit den Namen ist auch so eine Sache für sich. Im Marketing wird heutzutage viel mit der englischen Sprache gearbeitet, doch auch hier wollte die Weinklasse einen anderen Weg einschlagen. Das „Rote Schaf“ fällt durch seine besondere Herstellung ein bisschen aus der Reihe in der „…sagt der Müller“-Familie.
Für das Abfüllen der Weine hatte sich die Weinklasse einen ganzen Tag vorgenommen. Doch mit der richtigen Planung, guter Teamarbeit und jeder Menge schwerer Gerätschaft lief das Ganze wie am Schnürchen. Der Aufwand variierte allerdings zwischen den verschiedenen Weinen. Rund 2000 Flaschen wurden insgesamt in wenigen Stunden befüllt – letztlich ging es durch die gute Zusammenarbeit aber deutlich schneller als erwartet. Etwa 800 Flaschen waren für den prickelnden „Chin Chin“ reserviert, mit dem sich wunderbar anstoßen lässt. Circa 600 Flaschen wurden mit dem „Fruchtzwerg“ befüllt, der die fruchtige Ecke abdecken soll. Hier kann man eine frische Mischung erwarten, die in der Nase an Eisbonbon, Banane und Limette erinnert.
Der Rest der Flaschen teilte sich auf das „Rote Schaf“ und den sogenannten „Süßkram“ auf, der aus eingetrockneten Beeren entstanden ist. Durch die Eintrocknung wurde der Zucker konzentriert – ein ausgezeichnetes Süße-Säure-Spiel ist das Ergebnis.
Mit dieser Kombination konnten die Schülerinnen und Schüler der Weinbauklasse auch den Star-Koch Bernhard Reiser begeistern, der zu den vier Weinen ein entsprechendes Vier-Gänge-Menü in der Kochschule Reiser angekündigt hat. 120 Flaschen vom Roten Schaf hat der Koch bereits vorbestellt – die rauchig-nussigen Aromen konnten ihn wohl überzeugen. Ein passendes Menü hat er schon im Kopf. Auch Lehrer Johannes Burkert ist mit der Klasse sehr zufrieden. Er hat die Klasse für zwei Jahre lang begleitet – mit der Etikettierung der Flaschen schließt sich für ihn wieder ein Kreis, denn die neuen Klassen rücken nach. Der „Verband ehemaliger Veitshöchheimer“ sponsert das Schulweinprojekt schon seit einigen Jahren – die Erträge aus den verkauften Weinen fließen wieder zurück zum Verband. So können die verschiedenen Klassen immer wieder von den vorigen Jahrgängen profitieren und ihr eigenes Projekt auf die Beine stellen.