Zeit – ein kostbares Gut in unserer schnelllebigen Welt. Am 30. März werden wieder die Uhren nachts um 2 eine Stunde nach vorn gestellt. Während das für die einen gar kein Problem darstellt, können andere Körper empfindlich auf diese Umstellung reagieren. Wir fragen den Würzburger Arzt Florian Rasche: Warum kann dieser Einschnitt in die innere Uhr eine Belastung für den Menschen sein?
„Also im menschlichen Körper ist alles sehr exakt geregelt. Es gibt verschiedene Hormone, die sich mit der Tageszeit verändern. Und da kann es – wenn da ein Fehler, eine Veränderung reinkommt – relativ viel durcheinanderbringen. In allen möglichen Bereichen. Also zum einen, was die Wachheit angeht, aber auch Schilddrüsenhormone sind abhängig von der Tageszeit, Cortisolspiegel sind abhängig von der Tageszeit.“
Zum Verständnis: Über die Augen nehmen wir auf wie hell oder dunkel es ist. Bei Dunkelheit bildet unser Körper im Gehirn – genauer gesagt in der sogenannten Zirbeldrüse – das Hormon Melatonin, welches uns letztlich müde macht. Wenn das Licht am Morgen zunimmt, wird die Ausschüttung gehemmt. Bei der Zeitumstellung kann die Störung des gewohnten Lebensrhytmus eben auch gesundheitliche Probleme hervorrufen.
„Das ist sehr variabel, je nach Person. Es gibt Leute, die überhaupt keine Probleme haben durch Zeitumstellung. Es gibt aber auch Leute, die unkonzentriert sind, dann paradoxerweise über Einschlafprobleme klagen. Depressive Verstimmungen können sich verschlechtern, aber tatsächlich ist es auch so, dass Schlaganfall und Herzinfarkt in den nächsten drei bis vier Tagen um bis zu 25 % steigern.“
Die Risiken sind demnach nicht zu unterschätzen. Wie kann man sich nun also bei Bedarf auf die Umstellung vorbereiten?
„Also man kann zumindest schonmal anfangen, die nächsten Tage immer mal eine Viertelstunde früher ins Bett zu gehen. Dass man sich da so langsam hintastet und nicht gleich eine Stunde Unterschied hat, sondern immer so 15 Minuten. Was man machen sollte, ist dass man abends mal Bildschirme auslässt, dass sich da der Melatoninhaushalt ein bisschen normalisieren kann. Dass man abends vielleicht lieber mal ein Buch liest und nicht fernsieht. Man sollte aber vermeiden, dass man frühs irgendwelche Wachmacher nimmt. Also große Mengen Coffein oder andere Aufputschmittel sollte man möglichst nicht nehmen, das ist eher unglücklich.“
Jetzt sind wir ja bestens gewappnet. Doch nicht nur auf uns Menschen hat die Zeitumstellung gewisse Auswirkungen – auch in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung sorgt sie teilweise für Probleme. Insbesondere Milchkühe werden durch die Sommerzeit verwirrt – eigentlich sollten sie immer zur gleichen Zeit gefüttert und gemolken werden. Wie auch beim Menschen kann da ein schrittweises Heranführen an die neuen Zeiten helfen. Eine andere Erleichterung für die Tiere sind automatische Melksysteme, mit denen die Kühe den Melkzeitpunkt selbst bestimmen können.
Bei all den Folgen der Zeitumstellung fragt man sich: Warum gibt es sie überhaupt? Die Sommerzeit wurde ursprünglich 1916 im Deutschen Reich sowie in Österreich-Ungarn eingeführt, um während des Ersten Weltkriegs Energie zu sparen – genauer gesagt, um länger auf künstliche Beleuchtung verzichten zu können. Im Laufe der Zeit wurde diese Maßnahme mehrfach abgeschafft und erneut eingeführt. Seit 1980 gilt die Regelung in der Bundesrepublik bis heute. Laut Umweltbundesamt habe man aber mittlerweile die Erkenntnis, dass die Umstellung nicht zur Einsparung von Energie beiträgt. Eine Abschaffung ist daher schon lange im Gespräch – einer EU-weiten Umfrage aus dem Jahr 2018 zufolge, würden sich sogar 84 Prozent der Teilnehmenden ein Ende der Zeitumstellung wünschen. Doch passiert ist bis heute gar nichts. Also muss wohl weiterhin zwei Mal im Jahr an der Uhr gedreht werden.