Der Automobilzulieferer Leoni hat an seinem Entwicklungs-Standort in Kitzingen am Freitag ein Innovations-Center eingeweiht. Dort arbeiten die Ingenieure an Bordnetzen der Zukunft. Davon sollen die Leoni-Werke weltweit profitieren. Der Automobilzulieferer Leoni hat am Freitag an seinem Entwicklungsstandort in Kitzingen das Innovation Industrialization Center IIC eingeweiht. Forscher, Ingenieure und Fertigungsspezialisten entwerfen dort nun für Autos die Kabelbordnetze der Zukunft. Die Entwicklungen, Maschinen und Fertigungsverfahren aus dem IIC in Kitzingen werden in allen 40 Leoni-Werken weltweit zur Anwendung kommen.
Kitzingen ist im Leoni-Konzern schon heute der Bordnetz-Entwicklungsstandort mit 930 Mitarbeitern. Ein Bordnetz für Autos sei vergleichbar mit dem Nervensystem im menschlichen Körper, erklärt Jürgen Schäfer, bei Leoni für die Produktion verantwortlich. Alles, was sich im Auto bewegt oder funktioniert, wird über das Bordnetz gesteuert: Scheibenwischer, Licht, Blinker, Parksensoren, die Fensterheber. Die werden derzeit in 40 Leoni-Werken weltweit größtenteils in Handarbeit gefertigt. Ein Bordnetz kann aus bis zu 900 einzelnen Kabeln bestehen, dazu Stecker, Sicherungen, Relais. Es kann bis zu 60 Kilogramm wiegen und ist bei der Fahrzeug-Produktion die mit Abstand unhandlichste Komponente.
Im IIC in Kitzingen werden nun die Bordnetze der Zukunft entwickelt, für Auto-Modelle, die in fünf bis sechs Jahren auf den Markt kommen. Eine wesentliche Neuerung ist dabei die Zonale Architektur. Künftige Bordnetze werden nicht mehr als ein gesamter Kabelstrang mit vielen Verzweigungen gefertigt, sondern als Module. Diese Module können in verschiedenen Werken weltweit hergestellt werden, was bei Lieferketten-Problemen oder Werksausfällen, wie zuletzt in der Ukraine, von Vorteil sein wird. Außerdem kann man mit Bordnetzmodulen schnell auf technische Neuerungen reagieren. Die Kunden, also die Automobilkonzerne, werden künftig im IIC in Kitzingen mit den Leoni-Ingenieuren gemeinsam die Bordnetze entwickeln. Auch Hochschulen, wie die TU München, sind mit eingebunden.
Leoni will die Bordnetz-Fertigung in den Werken weltweit auch Schritt für Schritt automatisieren. Die Teile werden immer kleiner, die Bordnetze immer komplexer. Je nach Fahrzeugtyp und Ausstattung ergeben sich schon heute millionenfach verschiedene Bordnetz-Konfigurationen. Im IIC in Kitzingen entwickelt Leoni mit führenden Maschinen- und Robotik-Herstellern eigene Maschinen, die weltweit einzigartig sind. So können auf einer Roboter-gestützten Fertigungsstraße erstmals ganze Kabelbordnetz-Stränge komplett und vollautomatisch gefertigt werden.