Mi., 19.11.2025 , 17:46 Uhr

Ein Anlass für Austausch und Verständnis – Würzburger Landkreis hat Besuch aus Partnerlandkreis Mateh Yehuda.mxf

Nach zwei Jahren ruht der Krieg zwischen Israel und Palästina endlich. Der Landkreis Würzburg hat die aktuelle Waffenruhe zum Anlass genommen den Kontakt mit seinem Partnerlandkreis Mateh Yehuda endlich wieder zu stärken und eine Delegation aus der Region nach Deutschland einzuladen.

Das Wiederaufleben einer alten Freundschaft

Seit fast 30 Jahren besteht die Freundschaft zwischen dem Landkreis Würzburg und dem Israelischen Landkreis Mateh Yehuda im Regierungsbezirk Jerusalem. Die Freundschaft zeichnet sich seit jeher durch den Austausch von Wissen in Sachen Weinbau und Klimaschutz und gegenseitiges Verständnis aus. Doch seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 gestaltete sich die Freundschaft schwierig.

„Die Sicherheitslage in Israel selber, die Sicherheitslage natürlich auch in Mateh Yehuda und der Konflikt, der Krieg im Gaza streifen hat eine echte Kontaktmöglichkeit außerhalb von sozialen Medien nicht mehr ermöglicht. Und drum ist es schon ein tolles Symbol, dass der Landkreis Mateh Yehuda jetzt mit einigen Vertretern wieder hier ist uns die Dinge die dort passiert sind schildert und wir im Austausch sind und diese Freundschaft jetzt wieder neu Beginnen können.“, so Thomas Eberth, Landrat Landkreis Würzburg.

Der Alltag im Krieg

Für drei Tage durften sich die Gäste die Region anschauen und tauschten sich mit Vertretern aus Würzburg aus. Der Krieg ist in den Gesprächen zwischen den beiden befreundeten Landkreisen natürlich auch ein zentrales Thema. Mateh Yehuda liegt gerademal 40 Kilometer entfernt vom Gazastreifen. Für zwei Jahre war der Konflikt Alltag im Leben der Menschen dort. Die Delegation rund um die stellvertretende Landrätin berichtet von einem Leben in dem sie den Alltag und ständige Raketenangriffe unter einen Hut bringen müssen. In dem die Flucht in den Bunker zur Normalität wird. Doch auch jetzt begleitet sie der Krieg auf Schritt und Tritt.

„Es ist heutzutage nicht einfach Israeli zu sein. Man muss rausfinden: Wo kann ich hingehen? Wo kann ich nicht hingehen? Was kann man sagen? Was kann man nicht sagen? Was Leute sagen, was sie über einen denken als Israeli die dieses Land repräsentiert in dieser komplizierten Situation. Und hier zu sein; Eingeladen zu sein von unseren Freunden von 30 Jahren bedeutet uns sehr viel und lässt uns stark, sicher und stolz fühlen.“, so Roni Iron Leiterin Tourismus und Internationales Mateh Yehuda.

Von der Front nach Würzburg

Auch Teil der Delegation ist Jonathan Bahat. Er war in Gaza stationiert und hat den Krieg an der Front selbst miterlebt. Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit sein Land zu verteidigen.

„Nach dem Anschlag am 7. Oktober habe ich einen sehr starken Drang gefühlt für mein Land zu kämpf-en um zu verhindern, dass das nochmal passiert. Ich war mental so involviert in die Aufgabe, dass ich nichtmal an meine Familie gedacht habe. Aber ich bereue es nicht. Es war sehr wichtig und ich habe das richtige getan.“, so Jonathan Bahat, Oberleutnant Reserve IDF.

Bahats Einsatz nahm ein abruptes Ende als er im Gefecht verwundet wurde. Er kam nur knapp mit dem Leben davon. Nun hofft er, dass sein Einsatz für sein Land dafür sorgen wird, dass endlich Frieden herrscht. Nicht nur im Gazastreifen sondern auch in Konflikten mit anderen arabischen Ländern. Dabei macht ihm vor allem die Jugend große Hoffnung.

„Die Teenager und die Leute in ihren 20ern sind sehr stark und haben starke Werte. Sie sind sehr gute Leute und ich denke wenn diese Leute, die jetzt in ihren 20ern sind, Israel führen, werden sie sehr viel bessere Anführer sein als die, die uns heute anführen.“, so Bahat.

Dialog statt Spaltung Motto des Besuchs

Dabei ist es auch wichtig in den Dialog zu gehen. In Zeiten zunehmender Spaltung in der Gesellschaft und Vorurteilen sieht der Würzburger Landrat Thomas Eberth auch eine Chance in einer solch engen Freundschaft, wie sie zwischen Würzburg und Mateh Yehuda besteht.

„Genau das ist unser Ansatz jetzt. Friede und tatsächlich Sicherheit auch für uns wieder einkehren zu lassen. Und dann wollen wir genau dieses wieder tun. Kulturaustausch, Schüleraustausch, Menschen verbinden. Um zu zeigen wie ist es dort? Zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Was passiert in Mateh Yehuda? Aber wie ist es auch bei uns? Was denken die Menschen über das was in Israel, Gazastreifen und co passiert ist? Und genau deshalb ist dieser Austausch so qualitätsvoll, so wertvoll und wir hoffen, dass wir nächstes Jahr auch tatsächlich mal wieder rüber fliegen können.“, so Eberth.

Denn für den Landkreis steht eins fest: Verhärtete Fronten, Vorurteile und Diskriminierung können nur durch Gespräche und das Auseinandersetzen mit der anderen Seite gelöst werden. Der Besuch aus Mateh Yehuda ist der Startschuss um genau diesen Austausch in den schwersten Zeiten wieder aufzunehmen.

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